BANGKOK / LONDON (IT BOLTWISE) – In Thailand braut sich eine politische Krise zusammen, die das Land erneut an den Rand eines Militärputsches bringen könnte. Die Geschichte des Landes ist geprägt von zahlreichen Umstürzen, und die gegenwärtige politische Instabilität lässt die Möglichkeit eines weiteren Putsches real erscheinen.
Thailand ist bekannt für seine instabile politische Landschaft, in der das Militär eine zentrale Rolle spielt. Seit dem Ende der absoluten Monarchie in den 1930er Jahren hat das Land 22 Putschversuche erlebt, von denen 13 erfolgreich waren. Diese wiederkehrenden Umstürze haben eine sogenannte ‘Putsch-Kultur’ geschaffen, in der das Militär Putsche als legitimes Mittel zur Bewältigung politischer Herausforderungen betrachtet.
Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass ein weiterer Putsch bevorstehen könnte. Nach den Wahlen 2023 hat sich das Militär wieder verstärkt in die Politik eingemischt und versucht, die Macht der gewählten Politiker zu untergraben. Die Armee hat mehrfach ihre Dominanz demonstriert und Maßnahmen ergriffen, die oft Vorboten eines Putsches sind.
Der derzeitige König Vajiralongkorn ist politisch aktiver als sein Vater und könnte einen Putsch unterstützen, wenn es seinen Interessen dient. Die mächtige Shinawatra-Dynastie, die seit über zwei Jahrzehnten die zivile Politik dominiert, ist dem Militär ein Dorn im Auge. Seit der Rückkehr von Thaksin Shinawatra aus dem Exil im Jahr 2023 hat sich die Spannung zwischen ihm und dem Militär weiter verschärft.
Nach den Wahlen 2023 gewann die progressive Partei Move Forward, die sich für eine Militärreform einsetzt, die meisten Sitze, konnte jedoch keine Mehrheit bilden. Die Pheu-Thai-Partei, die von der Shinawatra-Familie dominiert wird, bildete eine Koalition mit pro-militärischen Parteien, was zu einer schwachen Regierung führte. Diese Situation hat das Militär ermutigt, seine Macht wieder zu festigen.
Die Armee hat in den letzten Monaten klare Signale gesendet, dass sie wieder die volle Kontrolle übernehmen möchte. Sie hat die Regierung von Premierministerin Paetongtarn Shinawatra als schwach in Fragen der nationalen Sicherheit dargestellt und versucht, die Regierung durch verschiedene Maßnahmen zu destabilisieren.
Ein weiterer Faktor, der auf einen möglichen Putsch hindeutet, ist die Eskalation des Grenzkonflikts mit Kambodscha. Die Armee hat nationalistische Gefühle geschürt und die Regierung als unfähig dargestellt, die Krise zu bewältigen. Diese Strategie hat in der Vergangenheit oft als Vorwand für militärische Interventionen gedient.
Die derzeitige politische Lage in Thailand erinnert an die Situationen vor den Putschen von 2006 und 2014, bei denen ebenfalls die Shinawatra-Regierung im Mittelpunkt stand. Die Armee und konservative Eliten stellten die demokratischen Regierungen als Bedrohung für die nationale Einheit dar und nutzten den Konflikt mit Kambodscha als Symbol für Illoyalität.
Obwohl ein ‘stiller Putsch’ durch Gerichte oder andere Institutionen möglich erscheint, könnte die anhaltende Instabilität in Bangkok zu einem offenen militärischen Eingreifen führen. Ein solcher Putsch würde das Ende der Shinawatra-Dynastie bedeuten und die Macht der Armee weiter stärken.
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