STUTTGART / LONDON (IT BOLTWISE) – In einem der größten Steuerskandale der deutschen Geschichte erhebt die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen Mitarbeiter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die Enthüllungen rund um den Cum-Ex-Skandal haben die Finanzwelt erschüttert. Nun steht die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im Zentrum der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat Anklage gegen mehrere ehemalige Mitarbeiter erhoben, die im Verdacht stehen, an der organisierten Steuerhinterziehung beteiligt gewesen zu sein. Der Schaden beläuft sich auf mehrere hundert Millionen Euro. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Rolle öffentlicher Banken in einem der größten Steuerskandale der Bundesrepublik.
Der Cum-Ex-Skandal, der sich über Jahre erstreckte, basierte auf einem komplexen System von Aktiengeschäften, bei denen Dividendenansprüche so oft hin- und hergeschoben wurden, dass der Staat den Überblick verlor. Dies führte dazu, dass die Kapitalertragsteuer mehrfach erstattet wurde, obwohl sie nur einmal gezahlt worden war. Diese Praxis, die bis 2011 andauerte, verursachte einen Gesamtschaden von über sieben Milliarden Euro. Trotz der Komplexität der Transaktionen war die rechtliche Bewertung klar: Der Bundesgerichtshof stellte 2021 fest, dass Cum-Ex-Geschäfte nichts anderes als Steuerhinterziehung waren.
Besonders brisant ist, dass die LBBW, eine Bank in öffentlicher Hand, tief in den Skandal verwickelt ist. Die Bank gehört dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Stuttgart und mehreren Sparkassen. Bereits 2013 gestand die LBBW ein, unrechtmäßig Kapitalertragsteuer in dreistelliger Millionenhöhe kassiert zu haben und zahlte rund 200 Millionen Euro zurück. Doch strafrechtliche Konsequenzen für Einzelpersonen blieben bislang aus. Die aktuelle Anklage könnte dies ändern und weitreichende Folgen für die beteiligten Personen und Institutionen haben.
Die Tatsache, dass eine Landesbank in einen solchen Skandal verwickelt ist, wirft Fragen zur politischen Kontrolle und Compliance auf. Warum dauerte es so lange, bis die Anklage erhoben wurde? Warum gab es keine politischen oder aufsichtsrechtlichen Konsequenzen? Diese Fragen werden nun erneut aufgerollt werden müssen. Der Imageschaden für die LBBW ist erheblich, und auch der Staat könnte in Mitleidenschaft gezogen werden.
Der Cum-Ex-Skandal ist nicht nur ein Fall von Steuerhinterziehung, sondern auch ein Lehrstück über die Nähe von staatlichem Einfluss und wirtschaftlichem Opportunismus. Landesbanken, die ursprünglich gegründet wurden, um der öffentlichen Daseinsvorsorge zu dienen, spielten in der Hochphase der Cum-Ex-Geschäfte auf dem globalen Parkett der Renditeoptimierung mit. Dies geschah nicht selten im Windschatten mangelhafter Aufsicht.
Der drohende Strafprozess in Stuttgart könnte weit über die einzelnen Mitarbeiter hinausreichen. Denn spätestens seit dem BGH-Urteil ist klar: Das Argument der Gesetzeslücke greift nicht mehr. Es gibt keine juristische Hintertür mehr, kein “Man wusste es nicht”. Wer mitmachte, wusste, was er tat. Für die Landesregierung in Stuttgart dürfte der Fall heikel werden. Auch die Finanzaufsicht wird sich kritische Fragen gefallen lassen müssen. Und möglicherweise geht es am Ende auch um politische Verantwortung: Wer wusste wann was – und warum wurde so lange geschwiegen?
- Die besten Bücher rund um KI & Robotik!
- Die besten KI-News kostenlos per eMail erhalten!
- Zur Startseite von IT BOLTWISE® für aktuelle KI-News!
- IT BOLTWISE® kostenlos auf Patreon unterstützen!
- Aktuelle KI-Jobs auf StepStone finden und bewerben!
Stellenangebote

Senior Consultant AI Governance, Compliance & Risk (m/w/d)

Duales Studium BWL - Spezialisierung Artificial Intelligence (B.A.) am Campus oder virtuell

Bauprojektmanager/ Projektleiter als Bauherrenvertretung für den KI-Campus, Heilbronn (m/w/d)

Duales Studium – Data Science und Künstliche Intelligenz (m/w/x), Beginn Herbst 2026

- Die Zukunft von Mensch und MaschineIm neuen Buch des renommierten Zukunftsforschers und Technologie-Visionärs Ray Kurzweil wird eine faszinierende Vision der kommenden Jahre und Jahrzehnte entworfen – eine Welt, die von KI durchdrungen sein wird
- Künstliche Intelligenz: Expertenwissen gegen Hysterie Der renommierte Gehirnforscher, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Spitzer ist ein ausgewiesener Experte für neuronale Netze, auf denen KI aufbaut
- Obwohl Künstliche Intelligenz (KI) derzeit in aller Munde ist, setzen bislang nur wenige Unternehmen die Technologie wirklich erfolgreich ein
- Wie funktioniert Künstliche Intelligenz (KI) und gibt es Parallelen zum menschlichen Gehirn? Was sind die Gemeinsamkeiten von natürlicher und künstlicher Intelligenz, und was die Unterschiede? Ist das Gehirn nichts anderes als ein biologischer Computer? Was sind Neuronale Netze und wie kann der Begriff Deep Learning einfach erklärt werden?Seit der kognitiven Revolution Mitte des letzten Jahrhunderts sind KI und Hirnforschung eng miteinander verflochten
Du hast einen wertvollen Beitrag oder Kommentar zum Artikel "Steuerhinterziehung bei Landesbank: Ein Skandal mit weitreichenden Folgen" für unsere Leser?
Es werden alle Kommentare moderiert!
Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.
Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.
Du willst nichts verpassen?
Du möchtest über ähnliche News und Beiträge wie "Steuerhinterziehung bei Landesbank: Ein Skandal mit weitreichenden Folgen" informiert werden? Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.
Nutze die Google-Suchmaschine für eine weitere Themenrecherche: »Steuerhinterziehung bei Landesbank: Ein Skandal mit weitreichenden Folgen« bei Google Deutschland suchen, bei Bing oder Google News!