Kindheitstrauma und seine Auswirkungen auf sexuelles Verhalten

TEL AVIV / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie aus Israel beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen Kindheitstrauma, sexuellem Narzissmus und hypersexuellem Verhalten. Die Ergebnisse könnten wichtige Implikationen für die Behandlung von Menschen mit zwanghaftem Sexualverhalten haben.

Eine kürzlich in Israel durchgeführte Studie hat einen signifikanten Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und erhöhtem sexuellem Narzissmus sowie hypersexuellem Verhalten festgestellt. Die Untersuchung, die in der Archives of Sexual Behavior veröffentlicht wurde, zeigt, dass sexueller Narzissmus möglicherweise die Verbindung zwischen Kindheitstrauma und hypersexuellem Verhalten vermittelt.

Hypersexuelles Verhalten, das durch ungewöhnlich häufige oder intensive sexuelle Gedanken, Dränge oder Handlungen gekennzeichnet ist, kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Es umfasst oft exzessive Masturbation, zwanghaften Pornografiekonsum oder die häufige Suche nach Gelegenheitssex. Während ein hohes sexuelles Verlangen allein nicht unbedingt problematisch ist, wird hypersexuelles Verhalten dann zu einem Problem, wenn es zu Belastungen, Beziehungsproblemen oder anderen schädlichen Konsequenzen führt.

Einige Menschen nutzen sexuelle Aktivitäten als Bewältigungsmechanismus für Stress, Angst, Depression oder Trauma. Hypersexualität kann als Symptom bestimmter psychischer Erkrankungen auftreten, insbesondere während manischer Episoden bei bipolaren Störungen oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Auch Substanzmissbrauch, Impulsivität und schlechte emotionale Regulierung können damit in Verbindung stehen. Nicht jeder, der hypersexuelles Verhalten zeigt, erfüllt die Kriterien für eine psychische Störung, und eine Diagnose erfordert in der Regel, dass das Verhalten anhaltend, belastend und schwer zu kontrollieren ist.

Die Autoren der Studie, Rotem Yaakov und Aviv Weinstein, untersuchten die Beziehung zwischen Kindheitstrauma und Vernachlässigung, sexuellem Narzissmus und hypersexuellem Verhalten bei Personen, die psychologische Unterstützung für zwanghaftes Sexualverhalten suchen. Sexueller Narzissmus ist eine Unterform des Narzissmus, die durch ein überhöhtes Gefühl der sexuellen Selbstbedeutung, Anspruchsdenken und einen Mangel an Empathie für Sexualpartner gekennzeichnet ist. Personen mit hohem sexuellem Narzissmus betrachten Sex oft als Mittel zur Ego-Steigerung oder Machterlangung, anstatt als Ausdruck von Intimität.

Die Studie umfasste 118 Teilnehmer aus Israel, von denen die Hälfte die Kriterien für zwanghaftes Sexualverhalten erfüllte. Die Teilnehmer, im Durchschnitt 31 bis 32 Jahre alt, füllten Selbstberichtsfragebögen aus, die hypersexuelles Verhalten, sexuellen Narzissmus und Kindheitstrauma bewerteten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe mit zwanghaftem Sexualverhalten nicht nur höhere Werte bei hypersexuellem Verhalten, sondern auch bei Kindheitstrauma und sexuellem Narzissmus aufwies.

Interessanterweise erzielten religiöse Teilnehmer mit zwanghaftem Sexualverhalten höhere Werte bei sexuellem Narzissmus und hypersexuellem Verhalten als ihre nicht-religiösen Gegenstücke. Die Analyse deutet darauf hin, dass Kindheitstrauma mit höherem sexuellem Narzissmus verbunden ist, was wiederum mit einem Anstieg des hypersexuellen Verhaltens korreliert. Diese Erkenntnisse könnten klinische Implikationen für die Behandlung von zwanghaftem Sexualverhalten haben.

Die Studie trägt zum wissenschaftlichen Verständnis der Folgen von Kindesmissbrauch bei, obwohl alle Daten durch Selbstberichte erhoben wurden und Kindheitsmissbrauch retrospektiv, also basierend auf den aktuellen Erinnerungen der Teilnehmer, bewertet wurde. Dies lässt Raum für Berichts- und Erinnerungsverzerrungen, die die Ergebnisse beeinflussen könnten.

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