Musiktraining verbessert die Aufmerksamkeitssteuerung im Alltag

STOCKHOLM / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie des Karolinska Instituts zeigt, dass musikalisch geschulte Personen in lauten Umgebungen besser fokussieren können. Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Musiktraining die Fähigkeit zur bewussten Aufmerksamkeitssteuerung stärkt und die Anfälligkeit für Ablenkungen verringert. Diese Erkenntnisse könnten in Bildung und Rehabilitation genutzt werden, um die kognitive Kontrolle zu verbessern.

Musik hat schon immer eine besondere Rolle in unserem Leben gespielt, sei es zur Unterhaltung, als Ausdrucksmittel oder zur Förderung der Kreativität. Eine aktuelle Studie des Karolinska Instituts in Zusammenarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology hat nun gezeigt, dass Musiktraining auch einen erheblichen Einfluss auf unsere kognitiven Fähigkeiten haben kann. Insbesondere in lauten Umgebungen scheinen musikalisch geschulte Personen besser in der Lage zu sein, ihre Aufmerksamkeit gezielt zu steuern und sich weniger von unwichtigen Geräuschen ablenken zu lassen.

Die Studie, die in der renommierten Zeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, untersuchte die Gehirnaktivität von Teilnehmern, die zwei gleichzeitig gespielten Melodien mit unterschiedlichen Tonhöhen lauschten. Die Aufgabe bestand darin, die Tonhöhenänderungen einer der Melodien zu verfolgen. Mithilfe einer Methode namens Frequenz-Tagging konnten die Forscher die Gehirnreaktionen auf jede Melodie separat messen. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit hoher musikalischer Fähigkeit stärkere Gehirnsignale im Zusammenhang mit bewusster Aufmerksamkeit und schwächere Signale im Zusammenhang mit automatischen Ablenkungen aufwiesen.

Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Musiktraining die sogenannten Top-Down-Aufmerksamkeitsmechanismen im Gehirn stärkt, während die Empfänglichkeit für Bottom-Up-Ablenkungen reduziert wird. Top-Down-Aufmerksamkeit bezieht sich auf die bewusste Kontrolle der Aufmerksamkeit, während Bottom-Up-Aufmerksamkeit durch äußere Reize ausgelöst wird. Die Forscher betonen jedoch, dass die Studie keine kausale Verbindung zwischen Musiktraining und verbesserter Aufmerksamkeit beweisen kann, sie unterstützt jedoch die Annahme, dass Musik positive Effekte auf die kognitiven Funktionen des Gehirns haben kann.

Die praktischen Anwendungen dieser Forschungsergebnisse könnten weitreichend sein. In der Bildung könnte Musiktraining eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit und kognitive Kontrolle von Schülern zu verbessern. Auch in der Rehabilitation könnte Musik als Werkzeug genutzt werden, um Patienten dabei zu helfen, ihre kognitiven Fähigkeiten zu stärken. Die Studie wurde von der Knut und Alice Wallenberg Stiftung sowie der Schwedischen Stiftung für Strategische Forschung finanziert, und die Forscher gaben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.

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