MADRID / LONDON (IT BOLTWISE) – Die spanische Börse erlebt ein unerwartet starkes Wachstum, angetrieben durch den Bankensektor und den florierenden Tourismus. Der Ibex 35 hat seit Jahresbeginn fast 30 Prozent zugelegt, was ihn zu einem der stärksten Indizes in Europa macht. Doch wie nachhaltig ist dieses Wachstum, das stark von EU-Hilfen abhängt?

Die spanische Börse hat in diesem Jahr eine bemerkenswerte Entwicklung gezeigt. Der Leitindex Ibex 35 verzeichnete seit Jahresbeginn einen Anstieg von fast 30 Prozent, was ihn zu einem der stärksten Indizes in Europa macht. Diese beeindruckende Performance wird vor allem durch den Bankensektor und den boomenden Tourismus angetrieben. Die spanischen Banken, die 37 Prozent des Indexgewichts ausmachen, spielen dabei eine zentrale Rolle. Besonders die Übernahmeaktivitäten, wie das milliardenschwere Angebot der BBVA für die Banco Sabadell, tragen zur Konsolidierung und Stabilisierung des Marktes bei.
Ein weiterer wichtiger Faktor für das Wachstum ist der Tourismus, der sich nach der Pandemie erholt hat. Spanien verzeichnete 2024 einen Rekord von 93,8 Millionen Touristen, was den Sektor zu einem bedeutenden Wachstumsmotor macht. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die auf die negativen Auswirkungen des Massentourismus hinweisen, wie steigende Lebenshaltungskosten und Umweltprobleme in beliebten Regionen wie den Balearen und Kanaren.
Die wirtschaftliche Erholung Spaniens wird zudem durch die Milliardenhilfen aus dem EU-Wiederaufbaufonds unterstützt. Bis 2026 soll Madrid rund 150 Milliarden Euro erhalten, was das Bruttoinlandsprodukt in den letzten drei Jahren um fast neun Prozent gesteigert hat. Doch die Frage bleibt, wie nachhaltig dieses Wachstum ist, wenn die EU-Hilfen auslaufen.
Ein weiterer Vorteil für spanische Unternehmen sind die vergleichsweise niedrigen Energiekosten. Dank der Nutzung von Sonne, Wind und Atomkraft sind die Strompreise in Spanien deutlich niedriger als in anderen europäischen Ländern, was der Industrie einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Diese günstigen Rahmenbedingungen könnten jedoch auch Risiken bergen, wenn sich die Energiepreise ändern oder die Abhängigkeit von bestimmten Energiequellen problematisch wird.
Für Investoren bleibt der Ibex 35 trotz der Kursrally attraktiv, da er im Vergleich zu anderen europäischen Indizes günstig bewertet ist. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,9 und einer Dividendenrendite von 4,1 Prozent bietet er interessante Anlagemöglichkeiten. Spezialisierte ETFs wie der Xtrackers Spain von DWS ermöglichen gezielte Investitionen in den spanischen Markt. Dennoch sollten Anleger die Risiken im Auge behalten, die mit der Abhängigkeit von Banken und EU-Hilfen verbunden sind.

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