RIAD / LONDON (IT BOLTWISE) – Saudi-Arabien verlagert seinen Fokus von futuristischen Megastädten hin zu industriellen Hubs. Mit Projekten wie Oxagon und einer massiven Investition in Wasserstoffproduktion strebt das Land nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Diese strategische Neuausrichtung könnte die globale Industrie nachhaltig beeinflussen.

Saudi-Arabien hat seine wirtschaftliche Strategie neu ausgerichtet und konzentriert sich nun stärker auf die Entwicklung von Industriezentren anstelle von Megastädten. Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Wandel von der ursprünglichen Vision der futuristischen Stadt Neom hin zu einem pragmatischeren Ansatz, der auf wirtschaftliche Souveränität abzielt. Im Mittelpunkt dieser Neuausrichtung steht das Projekt Oxagon, ein schwimmender Industriekomplex, der als Anker für die industrielle Entwicklung des Landes dienen soll.
Die Entscheidung, den Fokus auf die Industrie zu legen, ist nicht überraschend, sondern eine logische Konsequenz aus den bisherigen Entwicklungen. Der saudische Industrieminister Bandar Al Khorayef fasst die neue Strategie mit den Worten zusammen: „Erst die Wirtschaft, dann die Stadt“. Diese Umkehrung der Prioritäten zeigt sich auch in der Reduzierung des Projekts „The Line“, das ursprünglich als 170 Kilometer lange Hyper-City geplant war. Stattdessen wird nun in die Infrastruktur von Oxagon investiert, das mit einem riesigen Hafenbecken und Flächen für Energie-, Batterie- und Wasserstofftechnik ausgestattet wird.
Ein zentraler Bestandteil der neuen Strategie ist die Wasserstoffproduktion. Südlich von „The Line“ entsteht eine Wasserstofffabrik mit einem Investitionsvolumen von 8,4 Milliarden US-Dollar. Hier sollen ab Ende 2026 Elektrolyseure von Thyssenkrupp Nucera grünen Wasserstoff produzieren, der in Ammoniak gebunden und von Air Products exportiert wird. Al Khorayef betont, dass der Start dieser Produktion nicht sofort profitabel sein wird, aber der Beweis der gesamten Prozesskette von erneuerbarem Strom bis zum Export entscheidend ist.
Saudi-Arabien plant zudem, seine Rolle in der globalen Lieferkette zu stärken, indem es sich auf die Veredelung von Rohstoffen konzentriert. Anstatt Rohstoffe wie Aluminium als Rohmaterial zu verkaufen, will das Land diese in hochwertige Komponenten für die Automobilindustrie umwandeln. Dies könnte für deutsche Zulieferer sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellen, da Saudi-Arabien wettbewerbsfähige Energiepreise und staatliche Unterstützung bietet.
Die Strategie umfasst auch Investitionen in Zukunftstechnologien wie Robotik und KI-Infrastruktur. Mit Unterstützung aus Washington hat Saudi-Arabien eine Partnerschaft mit NVIDIA geschlossen, um Hyperscale-Rechenzentren mit modernster Technologie auszustatten. Ziel ist es, die Abhängigkeit von Gastarbeitern zu reduzieren und automatisierte Fabriken zu schaffen, die lokales Know-how binden.
Für Deutschland und andere Industrienationen bedeutet diese Entwicklung, dass sie sich auf einen neuen Wettbewerber einstellen müssen, der nicht nur mit niedrigen Kosten, sondern auch mit technologischer Innovation punktet. Gleichzeitig eröffnen sich Möglichkeiten für Kooperationen, insbesondere in Bereichen wie der Spezialchemie und der Wasserstoffwirtschaft. Die neue Strategie Saudi-Arabiens ist ein klares Signal an die Welt: Das Königreich will nicht nur Rohstoffe liefern, sondern auch in der globalen Wertschöpfungskette eine führende Rolle spielen.

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