Assassin’s Creed Shadows: Einblicke in die Herausforderungen der kulturellen Authentizität

QUEBEC / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Entwicklung von Videospielen ist oft ein Balanceakt zwischen kreativer Freiheit und kultureller Authentizität. Dies zeigt sich besonders deutlich bei der Arbeit an ‘Assassin’s Creed Shadows’, einem Spiel, das in der japanischen Geschichte verwurzelt ist.

Die Einladung zur Mitarbeit an ‘Assassin’s Creed Shadows’ kam für Sachi Schmidt-Hori unerwartet. Als Professorin für japanische Literatur und Kultur an einer renommierten Universität war sie zunächst skeptisch, als Ubisoft sie kontaktierte. Erst nach mehreren Anfragen und der Bestätigung durch ihre Kollegen erkannte sie, dass es sich um eine ernsthafte Anfrage handelte.

Schmidt-Hori begann ihre Arbeit mit der Überprüfung historischer Details und kultureller Sensibilitäten, die für das Spiel von Bedeutung waren. Ihre Expertise war gefragt, um sicherzustellen, dass die Darstellung der japanischen Kultur im Spiel authentisch und respektvoll war. Dies beinhaltete die Analyse von Tempelfotos und die Untersuchung der sozialen Strukturen des 16. Jahrhunderts in Japan.

Die Herausforderung bestand darin, historische Genauigkeit mit den kreativen Freiheiten eines Videospiels zu vereinen. Schmidt-Hori musste oft Kompromisse eingehen, insbesondere bei der Darstellung von Charakteren, deren westliche Stilisierung bereits außerhalb des Spiels populär war. Trotz dieser Herausforderungen fand sie Freude an ihrer Arbeit und erkannte den größeren Kontext, in den ihre Forschung eingebettet war.

Die öffentliche Enthüllung von ‘Assassin’s Creed Shadows’ im Mai 2024 brachte jedoch unerwartete Herausforderungen mit sich. Das Spiel, das eine weibliche Shinobi und einen schwarzen Samurai als Protagonisten präsentierte, wurde zum Ziel von Kritikern, die die kulturelle Darstellung im Spiel in Frage stellten. Schmidt-Hori, deren akademische Arbeit leicht zugänglich war, wurde zur Zielscheibe von Online-Belästigungen.

Interessanterweise sah Schmidt-Hori in der Kritik eine Spiegelung der Themen, die sie in ihrer akademischen Arbeit behandelt. Sie erkannte, dass verschiedene Gruppen aus unterschiedlichen Gründen unzufrieden waren, darunter auch asiatische Männer im Westen, die sich durch die Darstellung im Spiel benachteiligt fühlten. Schmidt-Hori entschied sich, aktiv auf einige ihrer Kritiker zuzugehen und versuchte, Missverständnisse auszuräumen.

Die Reaktionen auf ihre Kontaktversuche waren gemischt, aber sie konnte einige Kritiker davon überzeugen, ihre Ansichten zu überdenken. Trotz der Herausforderungen, die mit der Arbeit an einem so kontroversen Projekt verbunden waren, blieb Schmidt-Hori standhaft und nutzte die Gelegenheit, um über kulturelle Missverständnisse aufzuklären.

Ubisoft selbst stand ebenfalls unter Druck, die Entwickler vor den negativen Reaktionen zu schützen. Während das Unternehmen die Bemühungen seiner Teams lobte, blieb die Frage offen, ob mehr hätte getan werden können, um die Beteiligten besser zu schützen. Schmidt-Hori äußerte ihre Enttäuschung über die mangelnde Vorbereitung und Unterstützung durch Ubisoft, was letztlich zu ihrer Entscheidung führte, den Vertrag nicht zu verlängern.

Heute hat sich die Situation beruhigt, und Schmidt-Hori kann auf ihre Erfahrungen mit einer gewissen Distanz zurückblicken. Sie erkennt, dass die Angriffe oft auf einem verzerrten Bild ihrer Person basierten, und sieht ihre Arbeit als wichtigen Beitrag zur Diskussion über kulturelle Authentizität in der Videospielindustrie.

Unseren KI-Morning-Newsletter «Der KI News Espresso» mit den besten KI-News des letzten Tages gratis per eMail - ohne Werbung: Hier kostenlos eintragen!