BREMEN / LONDON (IT BOLTWISE) – Die zunehmende Verbreitung von Supermarkt-Apps, die mit Rabatten locken, hat die Aufmerksamkeit der Verbraucherschützer auf sich gezogen. Besonders die App von Lidl steht nun im Fokus eines Gerichtsverfahrens, das weitreichende Auswirkungen auf den Umgang mit Kundendaten haben könnte.
Die Nutzung von Supermarkt-Apps ist in Deutschland weit verbreitet. Viele Verbraucher schätzen die Möglichkeit, durch digitale Rabatte beim Einkauf zu sparen. Doch Verbraucherschützer sehen diese Entwicklung kritisch. Insbesondere die Lidl-App steht derzeit im Mittelpunkt eines Verfahrens vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. Der Vorwurf: Die App nutze persönliche Daten der Nutzer, um Rabatte zu gewähren, ohne dies ausreichend transparent zu machen.
Die Verbraucherzentrale Bundesverband hat Klage eingereicht, um Klarheit über die Informationspflichten der Händler bei digitalen Bonusprogrammen zu schaffen. Sonja Pannenbecker von der Bremer Verbraucherzentrale erklärt, dass es um die Frage gehe, ob den Nutzern von Anfang an klar sei, womit sie tatsächlich bezahlen. Die Apps erfassen umfangreiche Daten, darunter Einkaufsorte, gekaufte Produkte und genutzte Coupons. Diese Informationen ermöglichen es den Händlern, personalisierte Werbung zu schalten, was oft zu einem höheren Konsum führt.
Studien zeigen, dass die tatsächlichen Einsparungen durch solche Apps oft überschätzt werden. Laut Pannenbecker liegt der Spareffekt bei nur ein bis drei Prozent. Angesichts der umfangreichen Datenfreigabe stellt sich die Frage, ob sich der Einsatz solcher Apps wirklich lohnt. Die Händler setzen zudem auf Gamification-Elemente, um die Kundenbindung zu stärken. Nutzer müssen regelmäßig die App öffnen, um Coupons zu aktivieren, was den Eindruck eines Spiels vermittelt.
Ein weiteres Problem ist die Möglichkeit, Rückschlüsse auf die Lebenssituation der Nutzer zu ziehen. Anhand der gesammelten Daten lässt sich beispielsweise erkennen, ob jemand schwanger ist oder sich das Einkaufsverhalten durch einen Todesfall geändert hat. Auch finanzielle Verhältnisse oder der Beziehungsstatus können abgeleitet werden. Diese tiefen Einblicke in das Privatleben der Nutzer sind für viele ein Grund zur Sorge.
Eine Umfrage unter Bremer Supermarkt-Kunden zeigt, dass die meisten zwar Apps nutzen, sich jedoch kaum Gedanken über den Datenschutz machen. Karin Zwick, eine regelmäßige Nutzerin von Apps wie Lidl, Netto und Edeka, gibt zu, dass sie gerne spart, aber auch das Gefühl hat, immer gläserner zu werden. Auf die Nutzung der Apps möchte sie dennoch nicht verzichten, da sie der Meinung ist, dass man dann auch auf andere digitale Dienste verzichten müsste.
Die Reaktion von Lidl auf die Vorwürfe der Verbraucherzentrale ist zurückhaltend. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, dass man sich zu laufenden Verfahren nicht äußern wolle. Auch die Frage nach der Anzahl der App-Nutzer blieb unbeantwortet. Verbraucherschützerin Pannenbecker betont, dass Lidl kein Einzelfall sei und rät den Verbrauchern, die Datenschutz-Bedingungen bei der Installation genau zu lesen und die Einstellungen entsprechend anzupassen.
Das Verfahren gegen Lidl könnte als Pilotverfahren wegweisend für den Umgang mit digitalen Bonusprogrammen werden. Melanie aus Bremen, eine Nutzerin der Lidl-App, will das Verfahren aufmerksam verfolgen und überlegt, ob sie die App in Zukunft weiter nutzen wird.
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