MOSKAU / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Geschichte von Sergei Krikalev, dem Kosmonauten, der im All gestrandet war, als die Sowjetunion zusammenbrach, ist ein bemerkenswertes Kapitel in der Raumfahrtgeschichte. Krikalev, der als der ‘letzte sowjetische Bürger’ bekannt wurde, erlebte eine beispiellose Situation, als er sich auf der Raumstation Mir befand und sein Heimatland aufhörte zu existieren.
Die Mission von Sergei Krikalev begann am 18. Mai 1991, als er zur sowjetischen Raumstation Mir aufbrach. Doch während seiner Zeit im All veränderte sich die Welt unter ihm dramatisch. Die Sowjetunion, die ihn ins All geschickt hatte, löste sich auf, und Krikalev fand sich in einer einzigartigen Lage wieder: Er war der letzte Bürger eines Landes, das es nicht mehr gab.
Krikalev, der in Leningrad aufwuchs und eine Ausbildung als Maschinenbauingenieur absolvierte, hatte bereits Erfahrung in der Raumfahrttechnik gesammelt. Er war Teil des Rettungsteams, das 1985 die Raumstation Saljut 7 rettete. Diese Erfahrung bereitete ihn auf seine Rolle als Kosmonaut vor, doch nichts konnte ihn auf die politische und wirtschaftliche Unsicherheit vorbereiten, die ihn während seiner Mission auf Mir erwartete.
Die Ankunft auf Mir verlief nicht ohne Komplikationen. Das Zielsystem des Raumschiffs versagte, und Krikalev musste manuell andocken, was eine potenziell tödliche Aufgabe war. Doch mit kühlem Kopf meisterte er die Herausforderung. Auf der Raumstation angekommen, genoss er die Freiheit der Schwerelosigkeit und die Aussicht auf die Erde, während sich die politische Landschaft unter ihm veränderte.
Die Raumstation Mir, oft als ‘Todesfalle’ beschrieben, war in einem schlechten Zustand. Dennoch führte Krikalev seine Aufgaben gewissenhaft aus, während die Nachrichten über den Zerfall der Sowjetunion spärlich zu ihm durchdrangen. Die politische Instabilität auf der Erde führte zu finanziellen Engpässen, die auch die Raumfahrtprogramme betrafen. Krikalev war sich der Risiken eines verlängerten Aufenthalts im All bewusst, doch die wirtschaftlichen Zwänge machten eine Rückkehr zur Erde zunächst unmöglich.
Im Oktober 1991 erreichte die Mission Sojus TM-13 die Mir. Diese unkonventionelle Mission brachte den sowjetischen Kommandanten Alexander Wolkow und den kasachischen Kosmonauten Toktar Aubakirov zur Raumstation. Aubakirovs Anwesenheit war ein politisches Zugeständnis an Kasachstan, das die Fortsetzung der Starts vom Kosmodrom Baikonur sichern sollte. Doch weder Aubakirov noch der österreichische Astronaut Franz Viehböck waren für einen längeren Aufenthalt auf Mir ausgebildet, sodass Krikalev weiterhin als Flugingenieur blieb.
Am 25. Dezember 1991, als die Sowjetunion offiziell zusammenbrach, war Krikalev immer noch im All. Die finanziellen Mittel für eine Rückkehrmission waren knapp, und Krikalev musste sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, die Raumstation im Notfall mit der Sojus-Kapsel zu verlassen, was jedoch den Verlust der Station bedeutet hätte.
Schließlich wurden Abkommen zwischen den USA und Russland getroffen, die die Finanzierung weiterer Missionen sicherstellten. Am 25. März 1992 kehrte Krikalev nach 311 Tagen im All zur Erde zurück. Er und Wolkow, die als ‘letzte sowjetische Bürger’ galten, kehrten in eine Welt zurück, die sich grundlegend verändert hatte.
Nach seiner Rückkehr setzte Krikalev seine Karriere in der Raumfahrt fort und verbrachte insgesamt 803 Tage im All, was ihn zu einem der erfahrensten Kosmonauten der Geschichte machte. Seine Geschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Herausforderungen und Unwägbarkeiten der Raumfahrt in Zeiten politischer Umbrüche.

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