FRANKFURT / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Deutsche Bank hat erkannt, dass sie im digitalen Wettlauf um wohlhabende Kunden hinterherhinkt und plant nun eine umfassende Neuausrichtung ihrer Strategien im Wealth Management und Private Banking.
Die Deutsche Bank, Deutschlands größte Bank, hat sich in den letzten Jahren schwergetan, mit der rasanten Entwicklung der Fintechs und ausländischen Banken Schritt zu halten. Diese haben das digitale Geschäft mit vermögenden Kunden professionalisiert, während die Deutsche Bank zögerlich agierte. Nun plant die Bank eine umfassende Neuausrichtung, um verlorenes Terrain zurückzuerobern.
Im Zentrum dieser Neuausrichtung steht die engere Verzahnung von Private Banking und Wealth Management. Ziel ist es, wohlhabende Kunden differenzierter anzusprechen und das Angebot für sogenannte ‘Affluents’ – wohlhabende, aber noch nicht hochvermögende Kunden – substanziell zu verbessern. Diese Strategie kommt spät, aber möglicherweise nicht zu spät, um den Anschluss an die Konkurrenz wiederherzustellen.
In den letzten Jahren haben sich Fintechs wie Scalable Capital und Trade Republic tief im Marktsegment der digitalaffinen Wohlhabenden etabliert. Diese Kundengruppen wandten sich einst selbstverständlich an klassische Institute wie die Deutsche Bank. Raffael Gasser, seit November 2024 Leiter des Wealth Managements und Private Bankings der Deutschen Bank in Deutschland, räumt strategische Fehler ein und will mit regionaler Verantwortung, neuen Beratern und weniger Hierarchie gegen die zunehmende Konkurrenz aus dem In- und Ausland ankämpfen.
Ein zentraler Bestandteil der neuen Strategie ist die Dezentralisierung der Kundenbetreuung. Künftig übernehmen sechs Regionalleiter*innen Verantwortung für Beratung und Vertrieb – mit direkter Verbindung zu Gasser. Dies soll die Entscheidungswege verkürzen und die Nähe zum Kunden erhöhen. Bislang lagen vier bis fünf Führungsebenen zwischen einem Kundenberater und der Führungsspitze, künftig sollen es nur noch drei sein.
Die Deutsche Bank sieht trotz des starken Wettbewerbs Wachstumspotenzial im Markt für Vermögensverwaltung in Deutschland. Laut Gasser soll dieser Markt jährlich um fünf bis acht Prozent wachsen, und die Deutsche Bank will darüber liegen. Dafür sind spürbare Verbesserungen im Zugang zu Produkten, Beratung und technologischer Infrastruktur notwendig. So sollen beispielsweise Lombardkredite, die bislang nur vermögenden Kunden offenstanden, künftig auch wohlhabenden Kunden zugänglich gemacht werden.
Die Konkurrenz schläft jedoch nicht. Die US-Großbank JP Morgan expandiert nach München und bald auch Hamburg, während die niederländische ABN Amro sich mit der Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe zur Nummer drei im deutschen Privatkundengeschäft katapultiert hat. Gerade im Top-Segment der ‘Ultra-High-Net-Worth Individuals’ ist das Potenzial groß, und die Deutsche Bank plant, die Zahl der Berater*innen für Superreiche zu verdoppeln.
Die neue Struktur der Deutschen Bank soll das Institut schlanker machen, nicht unbedingt beim Personal, aber bei Entscheidungswegen. Weniger Führungsebenen und mehr operative Verantwortung in den Regionen sollen mehr Nähe zum Kunden und schnelleres Feedback in beide Richtungen ermöglichen. Denn anders als in der Vergangenheit entscheidet heute nicht mehr allein das Prestige einer Bank über die Kundenbeziehung, sondern Benutzerfreundlichkeit, Geschwindigkeit und die Fähigkeit, individuelle Lebenssituationen zu verstehen.
Die Deutsche Bank hat zu lange zugehört und zu wenig gehandelt. Dass sie das nun ändert, ist überfällig – aber glaubwürdig. Die Richtung stimmt: mehr Nähe zum Kunden, bessere Technik, mehr Entscheidungsspielraum in den Regionen, gezielte Neueinstellungen. Ob das reicht, um verlorene Marktanteile zurückzuholen, ist offen. Sicher ist nur: Wer den Anschluss nicht verlieren will, muss sich schneller bewegen, als der Markt es erlaubt.
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