MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben einen gemeinsamen Gehirnschaltkreis identifiziert, der mit Kreativität in verschiedenen Bereichen wie Musik, Schreiben und Zeichnen verbunden ist. Diese Entdeckung könnte erklären, warum manche Menschen nach Hirnverletzungen oder bei neurodegenerativen Erkrankungen eine gesteigerte Kreativität erleben.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie in JAMA Network Open haben Forscher einen gemeinsamen Gehirnschaltkreis identifiziert, der mit Kreativität in verschiedenen Bereichen wie Musik, Schreiben, Zeichnen und Ideenfindung verbunden ist. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Funktionsweise des Gehirns und darauf, wie Kreativität möglicherweise freigesetzt wird, wenn bestimmte Hirnregionen gestört sind.
Isaiah Kletenik, Assistenzprofessor an der Harvard Medical School und Forscher am Center for Brain Circuit Therapeutics, erklärt, dass die Untersuchung darauf abzielte, die Schlüsselregionen des Gehirns für menschliche Kreativität zu identifizieren und deren Zusammenhang mit den Auswirkungen von Hirnverletzungen zu verstehen. Überraschenderweise kann eine Schädigung bestimmter Gehirnregionen, wie sie bei Hirnverletzungen oder neurodegenerativen Erkrankungen auftritt, manchmal zu einer Steigerung der kreativen Fähigkeiten führen.
Die Forscher analysierten Daten von 857 Teilnehmern aus 36 Hirnbildgebungsstudien zur Kreativität. Dabei wurde eine Technik namens Koordinatennetzwerkkartierung angewendet, um die funktionelle Konnektivität der Gehirnregionen zu analysieren, die während kreativer Aufgaben aktiviert wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass 86 % der untersuchten Gehirnregionen mit einem gemeinsamen Schaltkreis verbunden waren, der durch eine negative funktionelle Konnektivität mit dem rechten Frontalpol gekennzeichnet ist.
Interessanterweise zeigte sich, dass Patienten mit Läsionen in Bereichen, die negativ mit dem rechten Frontalpol verbunden sind, wie dem lateralen Frontallappen, eine verminderte Kreativität aufwiesen. Dagegen zeigten Patienten mit Läsionen im rechten Frontalpol selbst manchmal eine gesteigerte kreative Leistung. Dies deutet darauf hin, dass eine Schädigung dieses Bereichs die Selbstüberwachung oder innere Zensur reduzieren und so eine freiere Entfaltung kreativer Ideen ermöglichen könnte.
Die Forscher fanden auch heraus, dass bestimmte neurodegenerative Erkrankungen, wie die semantische Variante der primär progressiven Aphasie und die Verhaltensvariante der frontotemporalen Demenz, mit einer erhöhten Kreativität verbunden sind. Die Muster der Gehirnatrophie bei diesen Erkrankungen stimmten stark mit dem identifizierten Kreativitätsschaltkreis überein, insbesondere in Regionen, die negativ mit dem rechten Frontalpol verbunden sind.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass der rechte Frontalpol als eine Art Torwächter fungieren könnte, der spontanes oder unkonventionelles Denken unterdrückt. Wenn diese Kontrolle reduziert wird, sei es durch Aufgabeninduzierte Deaktivierung, Verletzung oder Degeneration, könnte kreatives Verhalten stärker hervortreten. Dies steht im Einklang mit früheren Studien, die eine geringere Aktivität in Teilen des Frontalkortex während Improvisation und anderer freier Aufgaben fanden.
Die Forscher betonen jedoch, dass Kreativität komplex ist und wahrscheinlich viele verschiedene Gehirnsysteme umfasst. Ihre Arbeit konzentrierte sich darauf, einen gemeinsamen neuronalen Weg über Studien hinweg zu identifizieren, nicht darauf, jede mögliche Variation zu erfassen. Dennoch öffnen diese Erkenntnisse neue Wege, um über das Gehirn und seine Beziehung zur Kreativität nachzudenken.
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