BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die medizinische Forschung hat lange Zeit die geschlechterspezifischen Unterschiede vernachlässigt, was zu einem erheblichen Ungleichgewicht in der Behandlung von Frauen und Männern geführt hat. Doch in den letzten Jahren hat sich ein Wandel vollzogen, der die Bedeutung der geschlechterspezifischen Medizin in den Vordergrund rückt.

Die medizinische Forschung hat in der Vergangenheit oft die geschlechterspezifischen Unterschiede ignoriert, was zu einem erheblichen Ungleichgewicht in der Behandlung von Frauen und Männern geführt hat. Traditionell wurden klinische Studien hauptsächlich an männlichen Probanden durchgeführt, um Kosten und Komplexität zu reduzieren. Der weibliche Zyklus wurde als zu aufwendig betrachtet, was dazu führte, dass Frauen lange Zeit von vielen Studien ausgeschlossen waren.
In den letzten Jahren hat sich jedoch ein Wandel vollzogen. Immer mehr Publikationen widmen sich den geschlechterspezifischen Unterschieden, und es wird zunehmend anerkannt, dass diese Unterschiede systematisch in der medizinischen Forschung und Versorgung berücksichtigt werden müssen. Prof. Sylvia Thun betont, dass der Gender Health Gap nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein datengetriebenes Problem ist. Ohne strukturierte und interoperable Gesundheitsdaten bleibt die Forschung oft lückenhaft.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat auf diese Problematik reagiert und fördert die Erforschung der geschlechterspezifischen Gesundheit. Eine Analyse ergab, dass bisher nur in einem kleinen Teil der geförderten Studien geschlechtsspezifische Analysen durchgeführt wurden. Um dies zu ändern, hat das BMBF die Förderrichtlinie „Interaktive Technologien für eine geschlechtsspezifische Gesundheit“ veröffentlicht, die bis 2028 rund 15 Millionen Euro für Forschungs- und Entwicklungsprojekte bereitstellt.
Die Ursachen für den Gender Health Gap sind vielfältig. Historisch gesehen wurde die Forschung hauptsächlich an männlichen Tieren und Probanden durchgeführt, um Kosten zu sparen. In der Pharmakologie spielte zudem die Sorge um mögliche Schäden bei ungeplanten Schwangerschaften eine Rolle. Seit den 1990er Jahren hat sich dies geändert, und Frauen müssen in Studien aufgenommen werden. Dennoch gibt es viele Medikamente, deren geschlechterspezifische Wirkungen unbekannt sind.
Die geschlechterspezifische Medizin bietet die Möglichkeit, Diagnosen und Behandlungen spezifisch auf die unterschiedlichen Geschlechter abzustimmen. Dies kann die Dosierung von Medikamenten verbessern und die Behandlung effektiver gestalten. Langfristig könnte dies der Weg zur individualisierten Medizin sein, die nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch in Bezug auf Alter und andere individuelle Faktoren differenziert.
Um die geschlechterspezifische Medizin weiter voranzutreiben, ist es wichtig, das Bewusstsein für diese Unterschiede zu erhöhen. Dies gilt sowohl für die Forschung als auch für die medizinische Praxis. Technologien wie Apps könnten dabei helfen, wenn sie geschlechterspezifische Aspekte berücksichtigen. Auch die Sensibilisierung der Gesellschaft für die unterschiedlichen Symptome und Therapieansätze bei Männern und Frauen ist entscheidend.
Obwohl bereits Fortschritte erzielt wurden, gibt es noch viel zu tun. Die Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte berücksichtigt bereits geschlechterspezifische Aspekte, doch die Approbationsordnung muss noch von der Politik beschlossen werden. Weitere Forschung ist notwendig, um fundierte Erkenntnisse über mögliche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten bei Krankheiten zu gewinnen. Forschungsgelder sollten bevorzugt für Studien bereitgestellt werden, die die Geschlechterspezifität berücksichtigen.

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