LONDON (IT BOLTWISE) – Neue Studien zeigen, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, häufig kognitive Verzerrungen aufweisen, die auch bei subklinischem Wahndenken beobachtet werden.
In jüngster Zeit haben Wissenschaftler herausgefunden, dass bestimmte kognitive Verzerrungen, die bei Menschen mit subklinischem Wahndenken auftreten, auch bei Personen zu finden sind, die an Verschwörungstheorien glauben. Diese Erkenntnisse stammen aus zwei neuen Studien, die in der Fachzeitschrift Applied Cognitive Psychology veröffentlicht wurden. Die Forschung zeigt, dass kognitive Tendenzen wie voreilige Schlüsse, emotionales Denken und anomale Wahrnehmung signifikant mit allgemeinen und spezifischen Verschwörungsglauben verbunden sind.
Verschwörungstheorien sind weit verbreitete Überzeugungen, dass mächtige Gruppen im Geheimen schädliche Ziele verfolgen. Trotz mangelnder Beweise halten sich diese Theorien hartnäckig über Kulturen und politische Kontexte hinweg. Ereignisse wie der Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar und die öffentliche Unterstützung von Verschwörungsnarrativen durch einflussreiche Persönlichkeiten haben die Notwendigkeit verstärkt, die psychologischen Grundlagen des verschwörerischen Denkens zu verstehen.
Die Forscher wollten untersuchen, ob einige der kognitiven Muster, die bei wahnhaften Vorstellungen, typischerweise im Kontext von Psychosen, untersucht werden, auch bei Personen vorhanden sind, die anfällig für Verschwörungstheorien sind. Obwohl Verschwörungsglauben nicht als klinische Wahnvorstellungen gelten, beinhalten beide das Glauben an Dinge, die keine Beweise haben und oft gegen Gegenbeweise resistent sind. Durch die Fokussierung auf kognitive Verzerrungen, die häufig mit Psychosen in Verbindung gebracht werden, hofften die Forscher zu klären, ob diese Muster erklären können, warum manche Menschen eher an Verschwörungstheorien glauben.
Professor Peter Frost von der Southern New Hampshire University, der Hauptautor der Studie, erklärte, dass das Erkennen logischer Fehlschlüsse und kognitiver Verzerrungen die Glaubensbereitschaft an Verschwörungstheorien verringern kann. Diese Erkenntnis führte dazu, dass er und seine Studenten die Frage stellten, ob Menschen, die zu kognitiven Verzerrungen neigen, eher an Verschwörungstheorien glauben.
Die Studien nutzten Online-Umfragen, die über soziale Medien wie Facebook, Reddit und Instagram verteilt wurden. Beide Studien verwendeten den Cognitive Bias Questionnaire for Psychosis (CBQp), ein 30-Punkte-Instrument zur Messung kognitiver Verzerrungen im Zusammenhang mit wahnhaftem Denken. Die Teilnehmer wurden nicht über den Zusammenhang des Fragebogens mit Psychosen informiert, um ihre Antworten nicht zu beeinflussen.
Die erste Studie sammelte Daten von 200 Teilnehmern, die Mehrheit davon weiße Frauen mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren. Die Teilnehmer füllten auch die Generic Conspiracy Beliefs Scale (GCBS) aus, die die allgemeine Neigung einer Person misst, Verschwörungstheorien in verschiedenen Bereichen wie Regierung, Gesundheit und Außerirdische zu unterstützen.
Die zweite Studie folgte einem ähnlichen Verfahren mit einer neuen Stichprobe von 182 Teilnehmern, durchschnittlich 41 Jahre alt. Diesmal verwendeten die Forscher einen benutzerdefinierten Fragebogen, der die Teilnehmer bat, ihre Zustimmung zu 14 spezifischen zeitgenössischen Verschwörungsglauben zu bewerten. Diese umfassten Theorien zu globalen Eliten, Einwanderungspolitik und öffentlicher Gesundheit.
In beiden Studien beantworteten die Teilnehmer Fragen aus dem CBQp, die sieben Arten von kognitiven Verzerrungen bewerteten: anomale Wahrnehmung, Katastrophisieren, dichotomes Denken, emotionales Denken, Intentionalisierung, voreilige Schlüsse und das Interpretieren von mehrdeutigen Ereignissen als bedrohlich.
Die Ergebnisse zeigen, dass kognitive Verzerrungen mehr als die Hälfte der Variation in der allgemeinen Neigung der Teilnehmer, an Verschwörungen zu glauben, erklären. Dies unterstützt die Idee, dass Menschen, die anfälliger für bestimmte Denkfehler sind, auch eher verschwörerische Ideen unterstützen, selbst wenn sie keine klinischen Symptome von Wahnvorstellungen zeigen.
Obwohl die Studien wertvolle Einblicke bieten, haben sie einige Einschränkungen. Beide stützten sich auf selbstberichtete Daten und nicht-randomisierte Online-Stichproben, die möglicherweise nicht vollständig repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung sind. Die Teilnehmer waren überproportional weiß und weiblich, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf verschiedene demografische Gruppen einschränkt.
Ein weiteres Problem ist, dass das Studiendesign korrelativ war. Es kann nicht bestimmen, ob kognitive Verzerrungen Verschwörungsglauben verursachen oder ob der Glaube an Verschwörungen diese Verzerrungen im Laufe der Zeit verstärkt. Längsschnitt- oder experimentelle Forschung wäre erforderlich, um Fragen der Kausalität zu untersuchen.
Die Forschung bietet neue Beweise dafür, dass verschwörerisches Denken eng mit spezifischen Mustern kognitiver Verzerrungen verbunden ist. Während der Glaube an Verschwörungen selbst kein Anzeichen für eine psychische Erkrankung ist, spiegeln diese Verzerrungen systematische Informationsverarbeitungsweisen wider, die Menschen anfälliger für unbestätigte und oft schädliche Überzeugungen machen.
- Die besten Bücher rund um KI & Robotik!
- Die besten KI-News kostenlos per eMail erhalten!
- Zur Startseite von IT BOLTWISE® für aktuelle KI-News!
- Service Directory für AI Adult Services erkunden!
- IT BOLTWISE® kostenlos auf Patreon unterstützen!
- Aktuelle KI-Jobs auf StepStone finden und bewerben!
Stellenangebote

Werkstudententätigkeit im Bereich der Entwicklungs-IT CAD, VR/AR/XR, Big Data/AI ab Juli 2025

Bauprojektmanager/ Projektleiter als Bauherrenvertretung für den KI-Campus, Heilbronn (m/w/d)

Duales Studium BWL - Spezialisierung Artificial Intelligence (B.A.) am Campus oder virtuell

Senior IT-Sicherheitskoordinator KI (m/w/d)

- Die Zukunft von Mensch und MaschineIm neuen Buch des renommierten Zukunftsforschers und Technologie-Visionärs Ray Kurzweil wird eine faszinierende Vision der kommenden Jahre und Jahrzehnte entworfen – eine Welt, die von KI durchdrungen sein wird
- Künstliche Intelligenz: Expertenwissen gegen Hysterie Der renommierte Gehirnforscher, Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Spitzer ist ein ausgewiesener Experte für neuronale Netze, auf denen KI aufbaut
- Obwohl Künstliche Intelligenz (KI) derzeit in aller Munde ist, setzen bislang nur wenige Unternehmen die Technologie wirklich erfolgreich ein
- Wie funktioniert Künstliche Intelligenz (KI) und gibt es Parallelen zum menschlichen Gehirn? Was sind die Gemeinsamkeiten von natürlicher und künstlicher Intelligenz, und was die Unterschiede? Ist das Gehirn nichts anderes als ein biologischer Computer? Was sind Neuronale Netze und wie kann der Begriff Deep Learning einfach erklärt werden?Seit der kognitiven Revolution Mitte des letzten Jahrhunderts sind KI und Hirnforschung eng miteinander verflochten
Du hast einen wertvollen Beitrag oder Kommentar zum Artikel "Kognitive Verzerrungen als Grundlage für Verschwörungstheorien" für unsere Leser?
Es werden alle Kommentare moderiert!
Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen.
Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte.
Du willst nichts verpassen?
Du möchtest über ähnliche News und Beiträge wie "Kognitive Verzerrungen als Grundlage für Verschwörungstheorien" informiert werden? Neben der E-Mail-Benachrichtigung habt ihr auch die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den RSS-Hauptfeed oder IT BOLTWISE® bei Google News wie auch bei Bing News abonnieren.
Nutze die Google-Suchmaschine für eine weitere Themenrecherche: »Kognitive Verzerrungen als Grundlage für Verschwörungstheorien« bei Google Deutschland suchen, bei Bing oder Google News!