Nanodraht-Implantat erweitert menschliches Sehvermögen

LONDON (IT BOLTWISE) – Ein bedeutender Fortschritt in der Medizintechnik könnte das Leben von Menschen mit Sehbehinderungen revolutionieren. Forscher haben ein neuartiges retinales Implantat entwickelt, das nicht nur das Sehvermögen bei blinden Mäusen teilweise wiederherstellt, sondern auch die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Infrarotlicht bei Primaten ermöglicht.

Die Entwicklung eines retinalen Implantats aus Tellur-Nanodrähten markiert einen bedeutenden Fortschritt in der Medizintechnik. Diese Technologie hat das Potenzial, das Sehvermögen von Menschen mit Blindheit oder retinalen Erkrankungen erheblich zu verbessern. Das Implantat, das in ein Netzwerk aus lichtempfindlichen Nanodrähten eingewebt ist, wandelt sowohl sichtbares als auch nahes Infrarotlicht in elektrische Signale um, die das Gehirn verarbeiten kann.

In Versuchen mit genetisch blinden Mäusen konnte das Implantat die Pupillenreflexe und die Aktivität im visuellen Kortex wiederherstellen. Diese Ergebnisse sind vielversprechend, da sie zeigen, dass das Implantat die beschädigten Photorezeptoren ersetzen und neuronale Reaktionen im Gehirn auslösen kann. Die Mäuse zeigten verbesserte Leistungen bei Mustererkennungstests und konnten LED-Lichter in Verhaltenstests finden, was auf eine nahezu normale Sehfähigkeit hinweist.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt dieser Technologie ist die Erweiterung des menschlichen Sehvermögens. Bei sehenden Makaken, die mit dem Implantat ausgestattet wurden, konnte eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber nahen Infrarotwellenlängen festgestellt werden. Dies könnte in Zukunft auch für Menschen von Vorteil sein, da es eine bessere Farbkonstrastwahrnehmung und Sicht in dunklen Umgebungen ermöglichen könnte.

Die Sicherheit und Biokompatibilität des Implantats wurden in Versuchen mit blinden Makaken bestätigt, was auf ein langfristiges klinisches Potenzial hinweist. Die Forscher betonen jedoch, dass der langfristige Erfolg dieser Technologien von der Entwicklung kosteneffizienter Lösungen und deren Verfügbarkeit für eine breitere Patientengruppe abhängt.

Der Einsatz von Tellur, einem silberweißen, lichtempfindlichen Element, als Halbleiter in der Konstruktion der Nanodrähte ist ein innovativer Ansatz. Die Forscher haben die Nanodrähte in ein Gittergeflecht verwoben, das leicht implantiert werden kann und effizient sowohl sichtbares als auch Infrarotlicht in elektrische Signale umwandelt.

Diese Fortschritte in der retinalen Prothetik könnten nicht nur das Leben von Menschen mit Sehbehinderungen verbessern, sondern auch die Grenzen des menschlichen Sehvermögens erweitern. Die erfolgreiche Anwendung bei Tieren ebnet den Weg für zukünftige klinische Studien am Menschen, die das Potenzial dieser Technologie weiter erforschen werden.

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