BERLIN / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Deutsche Telekom sieht sich erneut mit schweren Vorwürfen konfrontiert, die das Prinzip der Netzneutralität betreffen. Verbraucherorganisationen und zivilgesellschaftliche Gruppen haben eine formelle Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingereicht, die der Telekom vorwirft, den Datenverkehr bestimmter Dienste absichtlich zu drosseln.

Die Diskussion um die Netzneutralität ist in Deutschland erneut entbrannt, nachdem die Deutsche Telekom beschuldigt wurde, den Datenverkehr bestimmter Dienste gezielt zu verlangsamen. Diese Vorwürfe, die von der Verbraucherzentrale Bundesverband und mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen erhoben wurden, richten sich gegen die Praxis der Telekom, für den Zugang zu ihren privaten Peering-Punkten Gebühren zu verlangen. Diensteanbieter, die diese Gebühren nicht zahlen, sehen sich mit erheblichen Geschwindigkeitseinbußen konfrontiert, da ihre Daten über Umwege ins Telekom-Netz gelangen.
Das sogenannte Peering, bei dem Daten von externen Diensten wie Netflix oder Meta ins Telekom-Netz übergeben werden, ist ein zentraler Punkt der Kritik. Während andere Anbieter auf öffentliche Peering-Knoten setzen, bevorzugt die Telekom private Übergänge, für die sie Gebühren erhebt. Diese Praxis wird von Kritikern als ein Frontalangriff auf das offene Internet angesehen, da sie die Prinzipien der Netzneutralität verletzt, nach denen alle Daten gleich behandelt werden müssen.
Barbara van Schewick, Professorin für Internetrecht an der Stanford Universität, beschreibt die Situation als Schaffung künstlicher Engpässe am Netzeingang, die die Telekom dann durch bezahlte Überholspuren auflöst. Diese Praxis könnte nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Diensteanbieter beeinträchtigen, sondern auch die Innovationskraft im digitalen Raum dämpfen.
Die Deutsche Telekom weist die Vorwürfe entschieden zurück. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte, dass die Kritik auf einem Missverständnis der rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen beruhe. Die Telekom halte sich strikt an die geltenden Regeln und habe die Qualität ihres Netzes in zahlreichen Tests unter Beweis gestellt. Dennoch sehen die Beschwerdeführer die Situation anders und verweisen auf Hunderte von Nutzerberichten, die die Auswirkungen der Drosselung im Alltag belegen sollen.
Besonders in den Abendstunden, wenn die Netzbelastung am höchsten ist, kommt es laut diesen Berichten zu Engpässen bei Video-Streams, Software-Downloads und Social-Media-Diensten. Ob die Bundesnetzagentur den Vorwürfen nachgehen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass der Druck auf die Telekom wächst, ihre Praktiken zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.
Die Debatte um die Netzneutralität ist nicht neu, gewinnt jedoch angesichts der zunehmenden Digitalisierung und der Abhängigkeit von stabilen Internetverbindungen an Brisanz. Die kommenden Entscheidungen der Regulierungsbehörden könnten weitreichende Folgen für die gesamte Branche haben und den Umgang mit Netzneutralität in Deutschland neu definieren.

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