WASHINGTON / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Wissenschaftler haben neue Einblicke in die Entstehung des Bewusstseins im menschlichen Gehirn gewonnen. Eine aktuelle Studie legt nahe, dass das Bewusstsein nicht in den als ‘intelligent’ geltenden vorderen Hirnregionen entsteht, sondern vielmehr in den sensorischen Zonen im hinteren Teil des Gehirns.
Die Frage, wo genau das Bewusstsein im Gehirn verortet ist, beschäftigt Wissenschaftler und Kliniker seit Langem. Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, bietet nun frische Erkenntnisse. In einem umfassenden Experiment untersuchten Neurowissenschaftler die elektrische und magnetische Aktivität sowie den Blutfluss in den Gehirnen von 256 Personen aus den USA, Europa und China. Die Teilnehmer betrachteten dabei verschiedene Bilder, während die Forscher die Aktivierung verschiedener Hirnregionen verfolgten.
Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass das Bewusstsein nicht in den vorderen Hirnregionen, die für das Denken verantwortlich sind, entsteht. Diese Regionen, die sich im Laufe der menschlichen Evolution entwickelt haben, sind für höhere kognitive Prozesse wie Planung und Entscheidungsfindung zuständig. Stattdessen scheint das Bewusstsein in den sensorischen Zonen im hinteren Teil des Gehirns zu entstehen, die für die Verarbeitung von Sehen und Hören verantwortlich sind.
Christof Koch, Neurowissenschaftler am Allen Institute in Seattle und einer der Leiter der Studie, betont die Bedeutung dieser Erkenntnisse. „Wenn wir das Substrat des Bewusstseins verstehen wollen, müssen wir die zugrunde liegenden Mechanismen im Gehirn identifizieren“, erklärt Koch. Dies sei sowohl aus konzeptionellen als auch aus klinischen Gründen wichtig, etwa um besser mit Patienten im Koma oder im vegetativen Zustand umzugehen.
Die Studie testete zwei führende wissenschaftliche Theorien über das Bewusstsein: die Global Neuronal Workspace Theory und die Integrated Information Theory. Während die erste Theorie das Bewusstsein im vorderen Teil des Gehirns verortet, geht die zweite von einer Zusammenarbeit verschiedener Hirnregionen aus. Die Ergebnisse der Studie passen jedoch nicht vollständig zu einer der beiden Theorien.
Die Forscher fanden heraus, dass die neuronalen Spuren des Bewusstseins eher im hinteren Teil der Großhirnrinde zu finden sind. Informationen, die mit bewussten Erfahrungen verbunden sind, konnten entweder nicht im vorderen Teil gefunden werden oder waren dort deutlich schwächer als im hinteren Teil. Dies unterstützt die Idee, dass die vorderen Hirnlappen zwar für Intelligenz und Urteilsvermögen entscheidend sind, aber nicht für das bewusste visuelle Wahrnehmen.
Die praktischen Anwendungen dieser Erkenntnisse sind vielfältig. Sie könnten beispielsweise die Behandlung von Patienten im Koma oder im vegetativen Zustand verbessern. Laut Koch sind etwa ein Viertel der Patienten in solchen Zuständen bei Bewusstsein, können dies jedoch nicht signalisieren. Ein besseres Verständnis der neuronalen Grundlagen des Bewusstseins könnte helfen, diese ‘verdeckte’ Form des Bewusstseins zu erkennen.
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