ROM / LONDON (IT BOLTWISE) – Die geplante Übernahme der Verteidigungssparte von Iveco durch das Konsortium Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) zeigt, wie geopolitische Überlegungen wirtschaftliche Entscheidungen beeinflussen können.

In der aktuellen Bieterschlacht um die Verteidigungssparte von Iveco zeigt sich, dass geopolitische Überlegungen oft wirtschaftliche Logik übertrumpfen. Trotz eines niedrigeren Angebots von rund 1,6 Milliarden Euro bleibt das Konsortium Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) der Favorit. Der Grund liegt in der strategischen Bedeutung, die die italienische Regierung der nationalen Kontrolle beimisst. Leonardo, mehrheitlich im Staatsbesitz, bietet Rom die Möglichkeit, die Kontrolle über einen wichtigen Verteidigungssektor zu behalten.
Die italienische Regierung unter Giorgia Meloni hat klar signalisiert, dass strategische Kontrolle über maximalen Verkaufserlös geht. Dies zeigt sich auch daran, dass das französisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmen KNDS, das 1,9 Milliarden Euro bietet, trotz des höheren Angebots nicht bevorzugt wird. Für die Meloni-Regierung wäre ein Verkauf an ausländische Käufer wie KNDS oder die tschechische Czechoslovak Group ein strategischer Kontrollverlust.
Rheinmetall und Leonardo profitieren von der politischen Rückendeckung und der Bereitschaft, ihren anfänglich niedrigen Preis anzupassen. Diese Anpassung zeigt, dass es bei diesem Deal um mehr als nur einen simplen Kauf geht. Es geht um Machtprojektion und wirtschaftliche Einflusszonen in einem geopolitisch aufgeladenen Europa.
Für Rheinmetall wäre die Akquisition mehr als nur ein Expansionsschritt. Sie würde dem Unternehmen einen geopolitischen Türöffner in Italien bieten und ein Signal an europäische Regierungen senden, dass der Konzern bereit ist, sich an Allianzen zu binden, wenn sie politischen Mehrwert versprechen. Während die Aktie kurzfristig unter Gewinnmitnahmen leidet, positioniert sich das Unternehmen strategisch für den nächsten Aufschwung in der Verteidigungsindustrie.
Der sogenannte Superzyklus bei Rüstung, getrieben durch den Ukrainekrieg, NATO-Aufrüstung und global wachsende Verteidigungshaushalte, hat gerade erst begonnen. Wer heute Produktionskapazitäten und Know-how sichert, profitiert morgen vom Bedarf der westlichen Bündnispartner. Die Zurückhaltung beim Preis zeigt aber auch, dass LRMV nicht bereit ist, jedes Risiko zu tragen. Vor allem Rheinmetall als börsennotiertes Unternehmen muss abwägen, ob sich die Akquisition mittel- bis langfristig auszahlt.
Der Ball liegt nun bei Iveco und der italienischen Regierung. Bei Transaktionen dieser Größenordnung besitzt der Staat ein Vetorecht, das Investoren wie KNDS jederzeit aus dem Rennen werfen könnte. Der politische Spielraum der Meloni-Regierung ist beträchtlich und könnte dazu führen, dass wirtschaftlich rationalere Angebote scheitern. Für Rheinmetall ist das ein Glücksfall, für den Wettbewerb in Europa und den Steuerzahler jedoch nicht.

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