Taiwans neue Regelung: TSMC darf modernste Chips nur in Taiwan fertigen

TAIPEH / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die taiwanische Regierung hat eine bedeutende Entscheidung getroffen, die die globale Halbleiterindustrie beeinflussen könnte. Mit der Überarbeitung des Gesetzes zur industriellen Innovation wird TSMC, der weltweit führende Chipauftragsfertiger, in seiner Fähigkeit eingeschränkt, modernste Chips außerhalb Taiwans zu produzieren.

Die taiwanische Regierung hat kürzlich ihr Gesetz zur industriellen Innovation überarbeitet, um die Produktion von Halbleitern im Ausland zu regulieren. Diese Gesetzesänderung zielt insbesondere auf TSMC ab, den führenden Chipauftragsfertiger, der für seine fortschrittlichen Fertigungstechnologien bekannt ist. Künftig benötigen taiwanische Unternehmen eine Genehmigung des Wirtschaftsministeriums für größere Investitionen im Ausland, was die strategische Kontrolle über die heimische Technologieproduktion stärken soll.

Ein zentraler Bestandteil der neuen Regelung ist die sogenannte “N minus 1”-Regel. Diese besagt, dass TSMC seine modernste Fertigungstechnik ausschließlich in Taiwan anwenden darf. In ausländischen Werken ist lediglich die vorherige Generation der Fertigungstechnologie erlaubt. Diese Maßnahme soll die nationale Sicherheit und die wirtschaftliche Entwicklung Taiwans schützen, indem sie verhindert, dass die neueste Technologie ins Ausland abwandert.

Obwohl die Gesetzesänderung formell neu ist, hat sie in der Praxis kaum Auswirkungen auf die aktuelle Produktion von TSMC. Derzeit produziert das Unternehmen seine fortschrittlichsten Chips, wie den 3-Nanometer-Prozess N3E, ausschließlich in Taiwan. In den USA hingegen werden Chips im optimierten 5-nm-Prozess N4 gefertigt, was den Anforderungen der dortigen Kunden wie AMD und NVIDIA entspricht.

Die Entwicklung neuer Fertigungsprozesse erfolgt in TSMCs taiwanischen Forschungszentren. Erst nach erfolgreicher Risiko- und Serienproduktion in Taiwan wird die Technologie in ausländischen Werken eingeführt, um Kosten zu minimieren und die Effizienz zu steigern. Diese Strategie unterstreicht die Bedeutung Taiwans als Zentrum für technologische Innovationen und als unverzichtbarer Akteur in der globalen Halbleiterindustrie.

Für das deutsche Joint-Venture European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) ist die Gesetzgebung irrelevant, da dort Chips mit älterer Technik produziert werden. Diese älteren Technologien sind besonders für die Automobilindustrie von Interesse, die einen hohen Bedarf an solchen Chips hat. Auch in China und Japan fertigt TSMC ausschließlich mit älterer Technik, was die strategische Ausrichtung des Unternehmens unterstreicht.

Die Einführung der neuen Investitionsregeln könnte auch als Reaktion auf Spekulationen gesehen werden, dass die USA versuchen könnten, TSMCs Fertigungstechnologie zu übernehmen. Um Handelskonflikte zu vermeiden, hat TSMC seine Investitionen in US-amerikanische Werke erhöht, während die taiwanische Regierung versucht, durch Zugeständnisse Spannungen abzubauen.

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