LONDON (IT BOLTWISE) – Ein überraschender Fund auf dem Asteroiden Ryugu könnte die bisherigen Vorstellungen über die Entstehungsgeschichte von Asteroiden grundlegend verändern.

Die Entdeckung eines unerwarteten Minerals auf dem Asteroiden Ryugu hat die wissenschaftliche Gemeinschaft in Aufruhr versetzt. Das Mineral, bekannt als Djerfisherit, wurde in einer Staubprobe gefunden, die von der japanischen Raumsonde Hayabusa2 im Jahr 2020 entnommen wurde. Diese Entdeckung könnte die bisherigen Annahmen über die Bedingungen, unter denen Asteroiden entstanden sind, erheblich beeinflussen.
Djerfisherit ist ein Eisen-Nickel-Sulfid, das Kalium enthält und typischerweise auf Asteroiden und in Meteoriten namens Enstatit-Chondriten vorkommt. Diese seltenen Meteoriten bildeten sich vor etwa 4,6 Milliarden Jahren im inneren Sonnensystem bei Temperaturen über 350 Grad Celsius. Die Überraschung war groß, als Forscher unter der Leitung von Masaaki Miyahara von der Universität Hiroshima Djerfisherit in einer Probe von Ryugu fanden, einem kohlenstoffreichen CI-Chondriten, der sich unter kühleren Bedingungen im äußeren Sonnensystem gebildet hat.
Die Entdeckung ist vergleichbar mit dem Fund eines tropischen Samens im arktischen Eis, was auf eine unerwartete lokale Umgebung oder einen Transport über große Entfernungen im frühen Sonnensystem hindeutet. Ryugu wurde bisher als ein Körper betrachtet, der eine andere Geschichte als Enstatit-Chondriten durchlaufen hat. Es wird angenommen, dass Ryugu einst Teil eines größeren Protoplaneten war, der durch einen Einschlag auseinandergerissen wurde. Dieser Protoplanet, der im äußeren Sonnensystem entstand, war reich an Wasser- und Kohlendioxid-Eis.
Die Radioaktivität in den Gesteinen hätte genug Wärme erzeugen sollen, um das Eis zu schmelzen und die chemische Zusammensetzung von Ryugu zu verändern. Diese Prozesse hätten jedoch nicht zu Temperaturen über 50 Grad Celsius führen sollen. Dennoch wurde Djerfisherit in den Proben gefunden, was Fragen aufwirft, ob das Mineral durch einen Einschlag eines Enstatit-Chondriten auf Ryugu gelangte oder ob es sich vor Ort unter bisher unbekannten Bedingungen gebildet hat.
Die Forscher um Miyahara neigen zu der Annahme, dass sich das Djerfisherit tatsächlich auf Ryugu gebildet hat, obwohl die genauen Bedingungen, die dies ermöglichten, noch unklar sind. Diese Entdeckung wirft neue Fragen über die chemische Heterogenität von Asteroiden auf und könnte darauf hindeuten, dass Materialien mit sehr unterschiedlichen Entstehungsgeschichten früh im Sonnensystem vermischt wurden.
Wissenschaftler werden nun ihre Ryugu-Proben erneut analysieren, um herauszufinden, ob dieser Fund ein Einzelfall ist oder ob es weitere Hinweise auf die In-situ-Bildung von Djerfisherit gibt. Diese Untersuchungen könnten nicht nur das Rätsel lösen, sondern auch ein besseres Verständnis darüber vermitteln, wie und wo verschiedene Mineralien im protoplanetaren Nebel um die junge Sonne entstanden sind und wie sie sich zu Asteroiden und Planeten formierten.
Die Entdeckung von Djerfisherit auf Ryugu wurde am 28. Mai in der Fachzeitschrift Meteoritics & Planetary Science veröffentlicht und könnte die Sichtweise auf die chemische Evolution des Sonnensystems nachhaltig verändern.

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