Vogelgrippe: Experten warnen vor Pandemiegefahr durch unkontrollierte Ausbreitung

WASHINGTON / LONDON (IT BOLTWISE) – Die jüngsten Vorschläge von hochrangigen US-Beamten, die Vogelgrippe unkontrolliert durch Geflügelfarmen ziehen zu lassen, stoßen auf heftige Kritik von Experten. Diese warnen, dass ein solcher Ansatz das Risiko einer neuen Pandemie erheblich erhöhen könnte.

Die Diskussion um den Umgang mit der Vogelgrippe hat in den USA eine neue Dimension erreicht. Robert F. Kennedy Jr., der Gesundheitsminister, und Brooke Rollins, die Landwirtschaftsministerin, haben vorgeschlagen, die hochpathogene H5N1-Virusinfektion nicht durch das Keulen infizierter Vögel zu bekämpfen, sondern sie sich ausbreiten zu lassen. Die Idee dahinter ist, dass so resistente Vögel identifiziert und erhalten werden könnten. Doch Experten warnen, dass dies das Risiko einer Virusübertragung auf Menschen und damit einer neuen Pandemie erhöhen könnte.

In einem kürzlich veröffentlichten Artikel in der Fachzeitschrift Science argumentieren Virologen und Gesundheitsexperten, dass dieser Ansatz nicht nur ineffektiv sei, sondern auch die Wahrscheinlichkeit einer Mutation des Virus erhöhen könnte. Erin Sorrell, Virologin am Johns Hopkins Center for Health Security, betont, dass ein längeres Überleben des Virus in der Umwelt die Chancen auf eine Anpassung und Ausbreitung auf den Menschen erhöht.

Seit Januar 2022 hat sich das H5N1-Virus in den USA weit verbreitet und mehr als 174 Millionen Vögel infiziert. Die wirtschaftlichen Folgen sind erheblich, da die Preise für Eier in die Höhe geschossen sind. Das Virus hat auch andere Tierarten infiziert, darunter Säugetiere wie Füchse und Robben. Isolierte Fälle von menschlichen Infektionen wurden ebenfalls gemeldet, hauptsächlich bei Landarbeitern.

Die US-Regierung hat einen Fünf-Punkte-Plan vorgestellt, um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen und die Eierpreise zu senken. Dieser umfasst Investitionen in die Biosicherheit von Farmen und die Erforschung von Impfstoffen. Dennoch haben die Vorschläge von Kennedy und anderen Beamten, die Infektion unkontrolliert verlaufen zu lassen, Besorgnis ausgelöst.

Experten wie Dr. Rocio Crespo von der North Carolina State University betonen die Notwendigkeit, bestehende Strategien zu überdenken und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren zu verbessern. Die derzeitigen Maßnahmen seien zwar effektiv, um die Ausbreitung auf andere Farmen zu verhindern, berücksichtigen jedoch nicht die Übertragung auf andere Tierarten.

Die Wissenschaftler schlagen vor, die Überwachung des Virus zu verstärken und die Zusammenarbeit zwischen Geflügelproduzenten, Industrievertretern und Tierärzten zu verbessern. Dies könnte helfen, die Ausbreitung des Virus effektiver zu kontrollieren und das Risiko einer Pandemie zu minimieren.

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