BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Die deutsche Wirtschaft steht vor einem potenziellen Aufschwung, doch Experten warnen vor strukturellen Herausforderungen. Während die Bundesregierung für 2026 ein Wachstum von 1,3 Prozent erwartet, mahnen Wirtschaftsvertreter zu Reformen, um langfristige Stabilität zu gewährleisten. Die Abhängigkeit von staatlichen Investitionen und die Konkurrenz aus China sind zentrale Themen, die angegangen werden müssen.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Phase der Unsicherheit, während die Bundesregierung Anzeichen für eine Erholung sieht. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche prognostiziert für das laufende Jahr ein geringes Wachstum von 0,2 Prozent, mit einer deutlicheren Erholung im Jahr 2026, wo ein Wachstum von 1,3 Prozent erwartet wird. Doch diese positiven Aussichten sollten nicht zu Selbstzufriedenheit führen, warnt Reiche. Die deutsche Wirtschaft stagniert seit 2019, während andere europäische Volkswirtschaften wachsen. Deutschland droht, zurückzufallen, wenn nicht entschlossene Reformen umgesetzt werden.
Ein zentraler Aspekt der Strategie der Bundesregierung ist die Stärkung der Inlandsnachfrage. Anstatt sich auf den internationalen Handel zu verlassen, soll das Wachstum durch stabile Preise, Lohnsteigerungen und staatliche Entlastungen angekurbelt werden. Diese Maßnahmen sollen das verfügbare Einkommen der Haushalte erhöhen und die Konsumausgaben ankurbeln. Gleichzeitig sollen milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur, Klima und Verteidigung der Wirtschaft einen zusätzlichen Schub verleihen.
Doch Wirtschaftsministerin Reiche betont, dass ein erheblicher Teil des erwarteten Wachstums auf staatlichen Ausgaben basiert, was langfristig nicht nachhaltig ist. Um dauerhaftes Wachstum zu sichern, fordert sie die Auflösung des Reformstaus. Dazu gehören die Senkung der Energiekosten, die Förderung privater Investitionen und der Abbau von Bürokratie. Besonders wichtig sei eine Trendwende in der Bauwirtschaft, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern.
Wirtschaftsvertreter teilen diese Einschätzung und warnen, dass ohne grundlegende Reformen die Wachstumsimpulse verpuffen könnten. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks mahnt, dass ein Aufschwung, der auf staatlichen Ausgaben basiert, nur ein Strohfeuer sein könnte, wenn überfällige Strukturreformen weiter verschoben werden. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer sieht strukturelle Probleme, die angegangen werden müssen, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.
Die Risiken für die deutsche Wirtschaft sind vielfältig. Die sprunghafte Handels- und Sicherheitspolitik der USA sowie mögliche Gegenreaktionen von Handelspartnern könnten die Erholung dämpfen. Auch eine Eskalation von Krisen oder unerwartet heftige Wirtschaftsflauten bei wichtigen Handelspartnern Deutschlands stellen potenzielle Gefahren dar. Die Prognosen der Regierung decken sich mit denen führender Wirtschaftsforschungsinstitute, die ebenfalls ein moderates Wachstum erwarten, aber vor den strukturellen Herausforderungen warnen.

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