BRÜSSEL / LONDON (IT BOLTWISE) – Die geplante EU Space Act (EUSA) sorgt für erhebliche Diskussionen in der internationalen Raumfahrtindustrie. Kritiker bemängeln, dass die Verordnung gezielt amerikanische Satellitenunternehmen benachteiligt und die Innovationskraft der USA im Weltraumsektor gefährdet.
Die geplante EU Space Act (EUSA) hat in der internationalen Raumfahrtindustrie für Aufsehen gesorgt. Kritiker argumentieren, dass die Verordnung gezielt amerikanische Satellitenunternehmen benachteiligt und die Innovationskraft der USA im Weltraumsektor gefährdet. Die EUSA führt eine neue Kategorie von “Giga-Konstellationen” ein, die zusätzliche regulatorische Auflagen für Satelliten mit großer Treibstoffkapazität vorsieht. Diese Kategorie betrifft derzeit ausschließlich amerikanische Unternehmen, was als willkürlich und innovationshemmend angesehen wird.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Einführung von Reflexionsvorschriften für Satelliten, die unterhalb der technologischen Möglichkeiten heutiger Low-Earth-Orbit-Satelliten liegen. Diese Vorschriften scheinen speziell auf US-amerikanische Satellitenkonstellationen abzuzielen, die aufgrund ihrer niedrigen Umlaufbahnen eine geringere Latenz bieten. Während die Reduzierung der Reflexion zur Erhaltung dunkler und ruhiger Himmelsabschnitte ein lobenswertes Ziel ist, könnte die Umsetzung dieser Vorschriften die Qualität der Dienste für Verbraucher beeinträchtigen.
Darüber hinaus sieht die EUSA ein komplizierteres Zulassungsverfahren für nicht-europäische Satellitenbetreiber vor, die Zugang zum europäischen Markt suchen. Während EU-Betreiber in ihren Heimatländern eine Genehmigung erhalten können, müssen “Drittstaaten”-Betreiber ein zusätzliches Prüfungsverfahren durchlaufen, das potenzielle Interessenkonflikte birgt und amerikanische Unternehmen benachteiligt.
Die EUSA soll ab Januar 2030 in Kraft treten. Bis dahin werden fortschrittliche US-Satellitenunternehmen bereits weit in der Entwicklung neuer Satelliten mit den neuesten Fähigkeiten vorangeschritten sein. Die Unsicherheit und die strengen neuen Vorschriften der EUSA könnten diese Entwicklungen zurückwerfen und zusätzliche Kosten verursachen, um den EU-Anforderungen gerecht zu werden. Diese Belastung trifft asymmetrisch auf US-Satellitenunternehmen, die in der Entwicklung größerer Satellitenkonstellationen weiter fortgeschritten sind als viele ihrer europäischen Konkurrenten.
Ein weiterer umstrittener Punkt ist das Startprivilegienregime der EUSA, das EU-Startanbieter gegenüber US-Startdiensten bevorzugt. EU-Betreiber dürfen nur dann nicht-europäische Startanbieter nutzen, wenn kein “leicht verfügbarer Ersatz” in der EU existiert und der ausländische Start “technologische Fähigkeiten von strategischer Bedeutung” für die Union fördert. Diese protektionistische Bestimmung untergräbt die Wettbewerbsfähigkeit der US-Startdienste und zwingt europäische Satellitenbetreiber möglicherweise dazu, teurere oder minderwertige EU-Startoptionen zu nutzen.
Die EU hat eine klare Vorgeschichte, US-Technologieunternehmen durch Regulierung ins Visier zu nehmen. Der Digital Markets Act bezeichnete fünf US-Unternehmen als “Gatekeeper”, während alle europäischen Firmen zunächst ausgenommen wurden. Der Digital Services Act auferlegt US-Plattformen unverhältnismäßige Compliance-Belastungen. Nun überträgt die EUSA dieses Vorgehen auf den Weltraumsektor, indem sie eine “Giga-Konstellation”-Kategorie schafft, die bequem nur amerikanische Satellitenbetreiber erfasst, und einen “Äquivalenz”-Gatekeeping-Mechanismus einführt, der der EU laufend Einfluss auf den Marktzugang von US-Unternehmen gibt.
Die Sicherheit im Weltraum ist ein wichtiges und gemeinsames Interesse von Regierungen, der Privatwirtschaft und Verbrauchern weltweit. Ein regulatorischer Rahmen dafür sollte jedoch evidenzbasiert und ausgewogen sein. Sollte die EUSA in ihrer derzeitigen Form umgesetzt werden, ist mit einer Verbreitung ähnlicher Raumfahrtvorschriften durch den sogenannten Brüsseler Effekt zu rechnen. Die Vereinigten Staaten sollten sich gegen die Verabschiedung der EUSA in ihrer derzeitigen Form aussprechen, bevor dieses diskriminierende Rahmenwerk verankert wird und sich global ausbreitet.

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