PARIS / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Fallstudie beleuchtet die außergewöhnlichen Erinnerungsfähigkeiten einer französischen Teenagerin, die an Hyperthymesia leidet. Diese seltene Fähigkeit ermöglicht es ihr, persönliche Erinnerungen in lebhaften Details abzurufen und sich mental in die Vergangenheit und sogar in imaginierte Zukünfte zu versetzen. Die Studie bietet neue Einblicke in die Organisation und den Zugriff auf autobiografische Erinnerungen im Gehirn.

In der Welt der Neurowissenschaften gibt es immer wieder Phänomene, die Forscher in Staunen versetzen. Ein solches Phänomen ist die Hyperthymesia, eine seltene Fähigkeit, bei der Betroffene persönliche Erinnerungen mit außergewöhnlicher Klarheit und Genauigkeit abrufen können. Eine kürzlich veröffentlichte Fallstudie in der Zeitschrift Neurocase beschreibt die bemerkenswerten Fähigkeiten einer 17-jährigen Schülerin aus Frankreich, die in der Lage ist, ihre Erinnerungen nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in imaginierte Zukünfte zu projizieren.
Autobiografisches Gedächtnis ist die Fähigkeit, persönliche Erlebnisse und Ereignisse, die in Zeit und Raum verankert sind, abzurufen. Es umfasst sowohl allgemeines Lebenswissen als auch episodische Details, die Menschen helfen, ein Gefühl von Selbst und Kontinuität über die Zeit zu konstruieren. Bei Menschen mit Hyperthymesia sind diese Erinnerungen besonders lebendig und emotional intensiv, was auf eine starke autonoetische Bewusstheit hinweist.
Die Fallstudie, die von den Forschern Valentina La Corte, Pascale Piolino und Laurent Cohen durchgeführt wurde, untersucht, wie das Gedächtnissystem der Probandin, die als TL bezeichnet wird, funktioniert. TL beschreibt ihre Erinnerungen als in einem großen, rechteckigen “weißen Raum” organisiert, in dem persönliche Erinnerungen thematisch angeordnet sind. Diese Strukturierung ihrer Erinnerungen ermöglicht es ihr, Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu erleben, was auf eine einzigartige Form der Gedächtnisorganisation hinweist.
Interessanterweise beschreibt TL auch zusätzliche Räume in ihrer inneren Welt, die mit spezifischen emotionalen Funktionen verbunden sind. Diese Räume, wie der “Packeisraum” zur Beruhigung bei Wut oder der “Militärraum”, der mit Schuldgefühlen in Verbindung steht, deuten darauf hin, dass ihre Gedächtnisorganisation nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional geprägt ist.
Die Forscher führten standardisierte Tests durch, um TLs autobiografisches Gedächtnis objektiv zu bewerten. Ihre Leistungen lagen weit über dem Durchschnitt, sowohl bei der Erinnerung an vergangene Ereignisse als auch bei der Vorstellung zukünftiger Szenarien. Diese Fähigkeit, mental durch die Zeit zu reisen, ist bemerkenswert und bietet neue Perspektiven für die Erforschung des Gedächtnisses.
Obwohl die Fallstudie wertvolle Einblicke bietet, bleibt die Frage offen, wie sich Hyperthymesia im Laufe des Lebens entwickelt und welche Rolle Emotionen und räumliche Bilder bei der Konstruktion von Erinnerungen spielen. Die Erkenntnisse aus TLs Fall könnten dazu beitragen, neue Hypothesen zu generieren und bestehende Theorien zu verfeinern, um die komplexe Welt des menschlichen Gedächtnisses besser zu verstehen.

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