BALTIMORE / LONDON (IT BOLTWISE) – In einem bemerkenswerten Schritt für die Medizintechnik hat ein autonomer Roboter erstmals ohne menschliche Unterstützung an Schweinekadavern operiert. Diese Entwicklung könnte die Art und Weise, wie chirurgische Eingriffe durchgeführt werden, grundlegend verändern.

Die Johns-Hopkins-Universität in den USA hat einen Roboter entwickelt, der in der Lage ist, chirurgische Eingriffe ohne direkte menschliche Steuerung durchzuführen. Der Surgical Robot Transformer-Hierarchy (SRT-H) hat erfolgreich Gallenblasenentfernungen an Schweinekadavern durchgeführt, wobei er die Gallenblase vom Rest des Körpers trennte. Bemerkenswert ist, dass der Roboter dabei selbstständig Entscheidungen traf, ohne auf menschliche Befehle angewiesen zu sein.
Die Erfolgsquote dieser Eingriffe lag bei beeindruckenden 100 Prozent, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Science Robotics berichteten. Obwohl der Roboter langsamer als ein menschlicher Chirurg arbeitete, zeichnete er sich durch gleichmäßige Bewegungen aus, die zu vergleichbaren Ergebnissen führten. Diese Entwicklung könnte einen bedeutenden Fortschritt in der Automatisierung der Chirurgie darstellen.
Axel Krieger, der Studienleiter und Maschinenbauprofessor an der Johns-Hopkins-Universität, hat den Roboter mit Hilfe von manuell beschrifteten Videos trainiert. Diese Videos zeigten, wie menschliche Chirurgen Gallenblasenoperationen durchführen, und der Roboter lernte, diese Schritte zu erkennen und nachzuahmen. Diese Methode der künstlichen Intelligenz könnte die Grundlage für zukünftige autonome chirurgische Systeme bilden.
Dirk Wilhelm, Chirurg am Klinikum Rechts der Isar in München, sieht in diesen erfolgreichen Roboter-OPs einen Meilenstein, warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen. Die Bedingungen bei menschlichen Patienten sind weitaus variabler, was für den Roboter eine größere Herausforderung darstellen könnte. Unterschiede in Größe, Adipositas und der Zustand der Organe sind Faktoren, die bei menschlichen Operationen berücksichtigt werden müssen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass die bisherigen Tests an toten Schweinen durchgeführt wurden, die nicht durchblutet waren. Um Blut zu simulieren, wurden die Kadaver eingefärbt, was der Roboter gut bewältigte. Zukünftige Tests an lebenden Schweinen sind geplant, um die Fähigkeiten des Roboters weiter zu evaluieren.
Die autonome Chirurgie wirft jedoch auch ethische und rechtliche Fragen auf. Wer trägt die Verantwortung, wenn bei einer Operation etwas schiefgeht? Und wollen wir Maschinen das Privileg geben, Menschen zu verletzen, auch wenn es zu medizinischen Zwecken ist? Diese Fragen müssen geklärt werden, bevor autonome Roboter in der Chirurgie weit verbreitet eingesetzt werden können.
Dennoch sieht Krieger in der autonomen Chirurgie eine unvermeidliche Entwicklung, insbesondere angesichts des steigenden Bedarfs an Operationen in einer alternden Gesellschaft und des Mangels an medizinischem Fachpersonal. Er betont jedoch, dass Roboter nicht vollständig ohne menschliches Fachpersonal operieren sollten. Vielmehr könnten sie als Unterstützung dienen, um die Effizienz zu erhöhen und Komplikationen zu reduzieren.
Ein spezieller Anwendungsfall, bei dem Roboter in Zukunft möglicherweise vollständig autonom operieren könnten, ist in Notfallsituationen, in denen kein Chirurg in der Nähe ist. Beispielsweise könnte ein robotischer Arm in einem Krankenwagen eingesetzt werden, um Blutungen zu erkennen und zu stoppen, bevor der Patient ins Krankenhaus gebracht wird. Im Krankenhaus selbst sollen Chirurgen jedoch weiterhin eine zentrale Rolle spielen.

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