GPT-4o: Künstliche Intelligenz im Spiegel menschlicher Kognition

LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass GPT-4o, ein führendes großes Sprachmodell, Verhaltensweisen aufweist, die der kognitiven Dissonanz ähneln, einem zentralen Merkmal der menschlichen Psychologie.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass GPT-4o, ein fortschrittliches KI-Modell von OpenAI, Verhaltensweisen zeigt, die an die menschliche kognitive Dissonanz erinnern. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Art und Weise, wie wir die kognitiven Fähigkeiten von KI-Systemen verstehen. Die Forscher fanden heraus, dass sich die Einstellungen von GPT-4o gegenüber Wladimir Putin änderten, je nachdem, ob es aufgefordert wurde, einen unterstützenden oder ablehnenden Aufsatz über den russischen Führer zu schreiben.

Besonders bemerkenswert war, dass die Veränderung der Meinung des Modells stärker ausgeprägt war, wenn es den Anschein hatte, dass GPT-4o selbst die Wahl hatte, welche Art von Aufsatz es schreiben sollte. Diese Ergebnisse spiegeln jahrzehntelange Erkenntnisse der menschlichen Psychologie wider, wonach Menschen dazu neigen, ihre Überzeugungen irrational zu ändern, um sie mit vergangenen Handlungen in Einklang zu bringen, insbesondere wenn sie glauben, dass diese Handlungen freiwillig waren.

Die Studie, die von Mahzarin Banaji von der Harvard University und Steve Lehr von Cangrade, Inc. geleitet wurde, zeigt, dass GPT-4o Verhaltensmuster aufweist, die denen der menschlichen Selbstreflexion ähneln. Obwohl GPT-4o kein Bewusstsein oder Absicht besitzt, argumentieren die Forscher, dass es selbstreferenzielle menschliche Verhaltensweisen in einer Weise nachahmt, die traditionelle Annahmen über die Kognition von KI herausfordert.

Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie ist die Fragilität der Meinungen von GPT-4o. Trotz der umfangreichen Daten, auf denen das Modell trainiert wurde, änderte es seine neutrale Haltung gegenüber Putin nach dem Schreiben eines einzigen, relativ unspektakulären 600-Wort-Aufsatzes. Dies deutet darauf hin, dass das Modell, ähnlich wie irrationale Menschen, seine Meinung stark änderte, insbesondere wenn es glaubte, dass das Schreiben des Aufsatzes seine eigene Entscheidung war.

Die Forscher betonen, dass diese Ergebnisse nicht darauf hindeuten, dass GPT-4o ein Bewusstsein besitzt. Vielmehr schlagen sie vor, dass das große Sprachmodell emergente Nachahmungen menschlicher kognitiver Muster zeigt, trotz des Fehlens von Bewusstsein oder Absicht. Diese Erkenntnisse werfen neue Fragen über die inneren Abläufe und Entscheidungsprozesse von KI-Systemen auf, insbesondere da diese Systeme zunehmend in unser tägliches Leben integriert werden.

Steve Lehr von Cangrade, Inc. kommentierte: „Die Tatsache, dass GPT-4o einen selbstreferenziellen Prozess wie die kognitive Dissonanz nachahmt – selbst ohne Absicht oder Selbstbewusstsein – deutet darauf hin, dass diese Systeme die menschliche Kognition auf tiefere Weise spiegeln, als bisher angenommen.“

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