Luxusbranche passt Preispolitik an: Herausforderungen und Chancen

LONDON (IT BOLTWISE) – Die Luxusgüterindustrie steht vor einer entscheidenden Phase, in der sie ihre Preispolitik anpassen muss, um den Herausforderungen eines veränderten Konsumverhaltens und geopolitischen Unsicherheiten zu begegnen.

Die Luxusgüterbranche erlebt derzeit eine Phase der Anpassung, in der Preiserhöhungen zurückgefahren werden, um auf die veränderte Konsumstimmung zu reagieren. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass die Preise für Luxusgüter im ersten Halbjahr 2025 weltweit nur um durchschnittlich 3 Prozent gestiegen sind, was den geringsten Zuwachs seit 2019 darstellt. Diese Entwicklung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Branche mit einer schwächelnden Nachfrage und geopolitischen Risiken konfrontiert ist.

In den Jahren zwischen 2019 und 2023 verfolgten Luxuskonzerne wie Louis Vuitton, Chanel und Dior eine aggressive Preispolitik, um die durch die Pandemie und eine Liquiditätsflut befeuerte Nachfrage zu nutzen. Laut Branchenanalysen basierte ein Großteil des Umsatzwachstums in dieser Zeit auf Preiserhöhungen, nicht auf gestiegenen Absatzmengen. Doch nun scheint der Zenit überschritten, und selbst wohlhabende Kunden zeigen Zurückhaltung bei übermäßigen Preissteigerungen.

Ein Beispiel für die drastischen Preisanstiege ist die Chanel-Flap-Bag, deren Preis mittlerweile über 11.000 Euro beträgt, was einem Anstieg von rund 80 Prozent seit 2019 entspricht. Branchenexperten sprechen von einem strategischen Schwenk, bei dem Marken versuchen, mit maßvollen Preissteigerungen das Volumen zu sichern und sich gegen externe Schocks wie mögliche US-Zölle zu wappnen.

Der Branchenprimus LVMH, ein Barometer für den Sektor, könnte laut Analystenschätzungen einen Umsatzrückgang von 3 Prozent verzeichnen. Besonders die Lederwarensparte mit den Flaggschiffen Louis Vuitton und Dior leidet unter einem geschätzten Rückgang von 6 Prozent. Kering steht mit einem Rückgang von 13 Prozent bei den organischen Erlösen noch stärker unter Druck, vor allem wegen der anhaltenden Schwäche von Gucci.

Anders sieht es bei Hermès und Richemont aus. Während Richemont zuletzt das dritte Quartal in Folge zweistellig zulegte, getragen von Cartier und Van Cleef & Arpels, rechnet der Markt bei Hermès mit einem Plus von 10 Prozent. Die Marke profitiert von limitierter Verfügbarkeit, stabiler Preispolitik und einer klaren Fokussierung auf die ultrareiche Kundschaft.

Geopolitische Risiken rücken jedoch wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die USA könnten in den kommenden Monaten Importzölle auf Luxuswaren aus Europa und der Schweiz verhängen. Konzerne wie Hermès, Bvlgari und Gucci reagieren bereits mit selektiven Preisanpassungen im US-Markt. Analysten sehen dennoch Potenzial für Nachzügler wie Hermès oder Richemont, die während des Booms vergleichsweise zurückhaltend agierten und nun in einem normalisierten Preisumfeld profitieren könnten.

Experten von HSBC gehen davon aus, dass das zweite Quartal den Tiefpunkt des laufenden Zyklus markiert. Eine echte Erholung des Sektors erwarten sie allerdings frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2026. Die Branche steht vor der Herausforderung, sich in einem dynamischen Umfeld neu zu positionieren und gleichzeitig auf die Bedürfnisse einer anspruchsvollen Kundschaft einzugehen.

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