Pentagon-Überprüfung von Militärbibliotheken bedroht intellektuelle Freiheit

NEW YORK / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Anweisung des Pentagons sorgt für Aufsehen: Militärische Bildungseinrichtungen sollen ihre Bibliotheksbestände auf ‘spaltende Konzepte’ und ‘Gender-Ideologie’ überprüfen. Diese Maßnahme könnte weitreichende Folgen für die intellektuelle Freiheit haben.

Das Pentagon hat kürzlich eine Anweisung an militärische Bildungseinrichtungen wie die Kriegskollegs und Militärakademien verschickt, in der es darum geht, alle Bibliotheksbestände auf die Einhaltung einer früheren Direktive zu überprüfen. Diese Direktive verbietet die Förderung von ‘spaltenden Konzepten’ und ‘Gender-Ideologie’. Der Hintergrund dieser Maßnahme sind Berichte über Buchverbote, abgesagte Redner und Zensur in Lehrplänen an Schulen des Verteidigungsministeriums, der Marineakademie und West Point.

Die neue Anweisung fordert die Institutionen auf, ihre Bibliotheksbestände bis zum 21. Mai zu überprüfen und alle Materialien zu identifizieren und zu ‘sequestrieren’, die möglicherweise nicht mit der Direktive vereinbar sind. Hierfür soll eine Liste von 20 Schlüsselwörtern verwendet werden. Diese Liste enthält Begriffe, die bereits von der Trump-Administration in Bundesbehörden ins Visier genommen wurden, wie ‘affirmative action’, ‘Diskriminierung’, ‘Diversität, Gleichheit und Inklusion’, ‘kritische Rassentheorie’, ‘Gender-Ausdruck’, ‘transgender Personen’ und ‘weiße Privilegien’.

Zusätzlich wurde ein ‘temporäres Komitee für akademische Bibliotheken’ eingerichtet, das aus ‘wissenden Führungskräften, Pädagogen und Bibliotheksfachleuten aus dem Büro des Verteidigungsministers und den Militärabteilungen’ besteht. Dieses Komitee hat die Liste der Suchbegriffe erstellt, wird den weiteren Überprüfungsprozess für die identifizierten Materialien beraten und über deren ‘endgültige Verfügung’ entscheiden.

Jonathan Friedman, Geschäftsführer der US-amerikanischen Programme für freie Meinungsäußerung bei PEN America, kritisierte die Maßnahme scharf. Er bezeichnete sie als ‘ideologisches Schleppnetz’. Trotz der Ernennung eines Komitees und des Anscheins eines Überprüfungsprozesses sei nichts an einem Regierungsdekret, das Bücher aus Bibliotheken entfernt, in denen wir eigentlich Köpfe öffnen sollten, weder routinemäßig noch angemessen. Die US-amerikanischen Streitkräfte bräuchten zukünftige Offiziere, die kritisch denken können, informiert durch ein umfassendes Verständnis der Herausforderungen der Welt und ihrer komplexen Schlachtfelder. Der Zugang zu Ideen einzuschränken, indem Bücher entfernt werden, sei darauf ausgelegt, das Gegenteil zu erreichen – die Perspektive zu verengen, durch die Menschen die Welt sehen, und die Freiheit zu lesen und zu denken einzuschränken.

Laut dem Memo des Pentagons soll die Überprüfung der Bibliotheksbestände der militärischen Bildungseinrichtungen durch Schlüsselwortsuchen mit den folgenden 20 Schlagworten der Library of Congress erfolgen: Affirmative Action Programs – Law and Legislation – United States, Affirmative Action Programs – United States, Affirmative Action, Allyship, Anti-Racism – United States, Critical Race Theory, Discrimination – Law and Legislation – United States, Diversity in the Workplace – United States, Diversity, Equity, and Inclusion, Gender Affirming Care – United States, Gender Dysphoria, Gender Expression, Gender Identity – United States, Gender Nonconformity, Gender Transition, Transgender Military Personnel – United States, Transgender People – United States, Transsexualism – United States, Transsexuals – United States, White privilege (Social structure).

PEN America steht an der Schnittstelle von Literatur und Menschenrechten, um die freie Meinungsäußerung in den Vereinigten Staaten und weltweit zu schützen. Wir setzen uns für die Freiheit des Schreibens ein und erkennen die Macht des Wortes, die Welt zu verändern. Unsere Mission ist es, Schriftsteller und ihre Verbündeten zu vereinen, um den kreativen Ausdruck zu feiern und die Freiheiten zu verteidigen, die ihn möglich machen.

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