LONDON (IT BOLTWISE) – Der deutsche Steuerberatungsmarkt erlebt eine stille Revolution, angetrieben von internationalen Finanzinvestoren, die trotz gesetzlicher Einschränkungen ihren Einfluss ausweiten.

In den letzten Jahren hat sich der deutsche Steuerberatungsmarkt zu einem attraktiven Ziel für internationale Finanzinvestoren entwickelt. Namen wie Blackstone, KKR und EQT sind mittlerweile in der Branche präsent und verändern die Marktstruktur grundlegend. Diese Investoren nutzen legale Schlupflöcher, um das sogenannte Fremdbesitzverbot zu umgehen, das es Berufsfremden untersagt, sich an Steuerberatungskanzleien zu beteiligen. Besonders Luxemburg spielt hierbei eine zentrale Rolle, da dort das Verbot nicht gilt und Investoren von dort aus ihre Beteiligungen steuern.
Der Einstieg der Investoren erfolgt oft über komplexe Konstruktionen, bei denen die formale Kontrolle weiterhin bei den Berufsträgern liegt, die Kapitalmacht jedoch längst in den Händen der Investoren ist. Diese Entwicklung wird durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz und den Mangel an Nachwuchskräften in der Branche weiter beschleunigt. Viele Kanzleien stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren, während gleichzeitig die Zahl der Steuerfachangestellten sinkt.
Ein besonders ambitioniertes Beispiel für diese Entwicklung ist das Projekt Afileon, das mit Unterstützung der Schweizer Partners Group innerhalb kürzester Zeit mehr als 20 Kanzleien übernommen hat. Ziel ist es, bis 2028 einen Umsatz von einer halben Milliarde Euro zu erreichen und sich unter den Top fünf der Branche zu etablieren. Diese Entwicklungen werfen jedoch auch Fragen zur Unabhängigkeit der Steuerberater auf, da die Kapitalhoheit zunehmend bei den Investoren liegt.
Der Mannheimer Steuerprofessor Christoph Spengel warnt vor den möglichen Folgen dieser Entwicklung. Steuerberater übernehmen hoheitliche Aufgaben und sind keine reinen Dienstleister. Wenn Investoren die Kontrolle übernehmen, könnte dies langfristig zu einer Zwei-Klassen-Mandantenstruktur führen, bei der kleinere Mandate verdrängt werden. Spengel fordert daher eine Regulierung, die sicherstellt, dass Anteilseigner keinen Einfluss auf die Berufsträger haben.
Die Begehrlichkeiten der Investoren beschränken sich jedoch nicht nur auf Steuerkanzleien. Auch der Markt der Anwaltskanzleien gerät zunehmend ins Visier. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz, die juristische Dokumente und Verträge automatisiert analysieren kann, wird bereits das Potenzial zur Konsolidierung dieses Marktes berechnet. Was bei den Steuerkanzleien beginnt, könnte bald auch das Justizsystem betreffen.

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