BERLIN / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Suche nach den Ursachen von Multipler Sklerose (MS) hat einen neuen, vielversprechenden Ansatzpunkt gefunden: den menschlichen Darm. Eine jüngst veröffentlichte Studie aus Deutschland legt nahe, dass bestimmte Bakterienarten im Darm eine Schlüsselrolle bei der Entstehung dieser Autoimmunerkrankung spielen könnten.

Die Multiple Sklerose, eine Erkrankung, bei der das Immunsystem das zentrale Nervensystem angreift, betrifft weltweit Millionen von Menschen. Wissenschaftler vermuten seit langem, dass der Darm, oft als “zweites Gehirn” bezeichnet, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung dieser Krankheit spielen könnte. Eine aktuelle Studie, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde, hat nun zwei Bakterienarten identifiziert, die möglicherweise als Auslöser fungieren: Eisenbergiella tayi und Lachnoclostridium.

Die Forscher nutzten eine innovative Methode, indem sie 81 Zwillingspaare untersuchten, bei denen nur ein Zwilling an MS erkrankt war. Diese Herangehensweise ermöglichte es, genetische Faktoren weitgehend auszuschließen und sich auf die Unterschiede in der Darmflora zu konzentrieren. Die Ergebnisse zeigten, dass die genannten Bakterien in höherer Anzahl im Darm der erkrankten Zwillinge vorkamen.

Um die Kausalität zu überprüfen, transplantierten die Wissenschaftler die Darmbakterien der Zwillinge in speziell gezüchtete Mäuse, die anfällig für MS-ähnliche Erkrankungen sind. Die Mäuse, die Bakterien von MS-erkrankten Zwillingen erhielten, entwickelten innerhalb von zwölf Wochen Lähmungserscheinungen, während die Kontrollgruppe, die Bakterien von gesunden Zwillingen erhielt, mobil blieb. Interessanterweise waren weibliche Mäuse stärker betroffen, was dem Muster entspricht, dass Frauen häufiger an MS erkranken als Männer.

Die Bakterien Eisenbergiella tayi und Lachnoclostridium gehören zur Familie der Lachnospiraceae, die normalerweise harmlos sind und Ballaststoffe abbauen. Doch diese beiden Arten scheinen auch in der Lage zu sein, Schleim zu verzehren, wenn Ballaststoffe knapp sind, was die Darmbarriere schwächen und das Immunsystem reizen könnte.

Die Bedeutung dieser Entdeckung liegt in der Möglichkeit, gezielte Therapien zu entwickeln, die auf diese spezifischen Bakterien abzielen. Derzeitige Behandlungen für MS können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen, aber nicht heilen oder den Schaden rückgängig machen. Daher könnte die Identifizierung spezifischer bakterieller Auslöser einen bedeutenden Fortschritt darstellen.

Allerdings ist Vorsicht geboten. Die Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Mausmodellen auf den Menschen ist begrenzt, da die Immunsysteme und Darmumgebungen unterschiedlich sind. Zudem ist die Stichprobengröße von 81 Zwillingspaaren relativ klein, um allgemeingültige Schlüsse zu ziehen. Weitere unabhängige Studien sind notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen und die Mechanismen besser zu verstehen.

Falls sich die Ergebnisse bestätigen, könnten neue therapeutische Ansätze entwickelt werden, wie gezielte Antibiotika oder probiotische Behandlungen, die die schädlichen Bakterien eliminieren, ohne die nützlichen zu beeinträchtigen. Erste Studien zu ballaststoffreichen Diäten haben bereits moderate Vorteile für MS-Patienten gezeigt, möglicherweise indem sie die Schleim-verzehrenden Bakterien mit sichereren Nahrungsquellen beschäftigen.

Diese Forschung bietet Hoffnung für die Millionen von Menschen, die mit MS leben. Doch es bleibt abzuwarten, ob diese Entdeckung zu einem echten Durchbruch führt oder nur ein weiterer Schritt auf dem langen Weg zur vollständigen Entschlüsselung dieser komplexen Krankheit ist.

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Neue Erkenntnisse zur Rolle von Darmbakterien bei Multipler Sklerose
Neue Erkenntnisse zur Rolle von Darmbakterien bei Multipler Sklerose (Foto: DALL-E, IT BOLTWISE)



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