MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie beleuchtet die langfristigen Auswirkungen früher institutioneller Betreuung auf das Wachstum und die Gehirnentwicklung von Kindern. Besonders betroffen sind Kinder, die später an Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leiden.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie im Journal of Child Psychology and Psychiatry untersucht, wie sich frühe institutionelle Betreuung auf das körperliche und neuronale Wachstum von Kindern auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die in Institutionen aufwuchsen, bevor sie in Pflegefamilien untergebracht wurden, ein verzögertes körperliches Wachstum und Veränderungen in der Gehirnaktivität aufweisen. Diese Verzögerungen sind besonders ausgeprägt bei Kindern, die später an ADHS erkranken.
ADHS ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung, die durch anhaltende Muster von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Obwohl sie in der Allgemeinbevölkerung häufig vorkommt, ist die Prävalenz bei Kindern, die frühzeitig institutionelle Betreuung erfahren haben, signifikant höher. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Kinder, die in institutioneller Betreuung aufwuchsen, ein höheres Risiko für ADHS und Wachstumsverzögerungen haben. Die aktuelle Studie versucht, den gemeinsamen Entwicklungsweg dieser Ergebnisse zu ergründen.
Die Forscher nutzten Daten aus dem Bucharest Early Intervention Project (BEIP), einer langjährigen randomisierten Studie, die die Ergebnisse von Kindern vergleicht, die entweder in Pflegefamilien oder in institutionellen Einrichtungen untergebracht wurden. Insgesamt wurden 177 Kinder in Rumänien über 16 Jahre hinweg beobachtet, darunter 136 Kinder, die in Institutionen aufwuchsen. Diese Kinder wurden zufällig entweder in Pflegefamilien oder weiterhin in institutioneller Betreuung untergebracht. Eine Vergleichsgruppe von 64 Kindern, die nie institutionalisiert wurden, wurde ebenfalls einbezogen.
Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder, die in institutioneller Betreuung blieben, ein verzögertes körperliches Wachstum und eine langsamere Gehirnentwicklung aufwiesen, insbesondere diejenigen, die die Kriterien für ADHS erfüllten. Etwa 27% der institutionalisierten Kinder wurden mit ADHS diagnostiziert, verglichen mit nur 4,5% der Kinder, die nie institutionalisiert wurden. Bei den in Pflegefamilien untergebrachten Kindern waren die ADHS-Raten deutlich niedriger, wenn die Unterbringung vor dem zweiten Lebensjahr erfolgte. Dies deutet darauf hin, dass eine frühzeitige Intervention eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung langfristiger Entwicklungsrisiken spielt.
Die Studie untersuchte auch, ob schnelles körperliches Wachstum nach der Unterbringung in Pflegefamilien die Gehirnentwicklung negativ beeinflussen könnte, eine Theorie, die als “maturational trade-off” bekannt ist. Die Ergebnisse lieferten jedoch keine Unterstützung für die Annahme, dass schnelleres körperliches Wachstum auf Kosten der Gehirnreifung geht. Tatsächlich sagte eine größere Körpergröße im Alter von 12 Jahren bei Kindern mit ADHS typischere Gehirnaktivitätsmuster im Alter von 16 Jahren voraus.
Diese Studie trägt zu der wachsenden Evidenz bei, dass frühe Kindheitserfahrungen, insbesondere extreme Entbehrungen, langfristige Auswirkungen auf die körperliche und neuronale Entwicklung haben. Während qualitativ hochwertige Pflege die Auswirkungen teilweise mildern kann, deuten die Daten darauf hin, dass Kinder, die später ADHS entwickeln, möglicherweise nicht so stark von diesen Interventionen profitieren wie andere. Die Gründe dafür sind nicht vollständig geklärt. Eine Möglichkeit ist, dass ADHS selbst die Fähigkeit beeinträchtigt, von bereichernden Umgebungen vollständig zu profitieren. Eine andere Möglichkeit ist, dass genetische Faktoren sowohl zum ADHS-Risiko als auch zur Wahrscheinlichkeit einer frühen Institutionalisierung beitragen.
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