Biologische Forschung auf der ISS: Mikroalgen und Biofilme im Fokus

MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Die Internationale Raumstation (ISS) dient als Plattform für wegweisende biologische Experimente, die das Potenzial haben, sowohl die Raumfahrt als auch die irdische Wissenschaft zu revolutionieren.

Die Internationale Raumstation (ISS) ist nicht nur ein Ort für astronomische Beobachtungen, sondern auch ein Labor für biologische Experimente, die unter den einzigartigen Bedingungen der Schwerelosigkeit durchgeführt werden. Aktuell stehen mehrere Projekte im Fokus, die kürzlich mit der 32. SpaceX-Versorgungsmission der NASA zur ISS gebracht wurden. Diese Experimente untersuchen unter anderem, wie Mikroalgen in der Schwerelosigkeit Proteine produzieren, wie sich genetische Aktivitäten in Biofilmen verändern und wie mikrobielles Leben unter diesen Bedingungen beobachtet werden kann.

Ein zentrales Projekt ist die Untersuchung der Mikroalge Chlorella, die für ihre nährstoffreichen Proteine bekannt ist. Diese Algen könnten in Zukunft eine nachhaltige Alternative zu Fleisch und Milchprodukten darstellen, sowohl für die Versorgung von Astronauten auf Langzeitmissionen als auch für die Ernährung auf der Erde. Die Forscher wollen herausfinden, ob der Stress der Schwerelosigkeit die Proteinproduktion dieser Algen beeinflusst. Die Ergebnisse könnten auch für die Herstellung von Biokraftstoffen und bioaktiven Verbindungen in der Medizin von Bedeutung sein.

Ein weiteres spannendes Projekt ist der Einsatz des Extant Life Volumetric Imaging System (ELVIS), eines fluoreszierenden 3D-Mikroskops, das die Aktivität von Mikroalgen und marinen Bakterien in der Schwerelosigkeit untersucht. ELVIS ist in der Lage, mikroskopische Bewegungen autonom in 3D zu erfassen, eine Fähigkeit, die bisher auf der ISS nicht verfügbar war. Diese Technologie könnte nicht nur für die Raumfahrtforschung, sondern auch für die Überwachung der Wasserqualität und die Erkennung potenziell infektiöser Organismen auf der Erde von Nutzen sein.

Die Untersuchung der genetischen Austauschmechanismen in Biofilmen unter Mikrogravitationsbedingungen ist ein weiteres wichtiges Forschungsfeld. Biofilme sind Gemeinschaften von Mikroorganismen, die sich an Oberflächen ansiedeln und dort oft hartnäckige Rückstände hinterlassen, die Infektionen verursachen können. Die Forscher hoffen, durch die Untersuchung dieser Mechanismen genetische Manipulationen entwickeln zu können, die die Bildung von Biofilmen hemmen. Dies könnte die Gesundheit und Sicherheit der Besatzung auf der ISS und bei zukünftigen Missionen erheblich verbessern.

Die Forschung auf der ISS bietet einzigartige Möglichkeiten, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf biologische Prozesse zu verstehen. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten nicht nur die Raumfahrttechnologie voranbringen, sondern auch neue Ansätze für nachhaltige Lebensmittelproduktion und medizinische Anwendungen auf der Erde eröffnen. Die ISS bleibt somit ein unverzichtbares Labor für die Erforschung der Grenzen des Lebens und der Technologie.

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