DÜSSELDORF / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Übernahme des deutschen KI-Startups Cognigy durch den US-amerikanischen Softwarekonzern Nice hat in der deutschen Technologielandschaft für Aufsehen gesorgt. Diese Transaktion wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich Deutschland in Bezug auf den Erhalt seiner technologischen Innovationskraft gegenübersieht.
Die jüngste Übernahme von Cognigy, einem führenden Entwickler intelligenter Sprachassistenten, durch den US-Konzern Nice für 955 Millionen Dollar hat in der deutschen Technologiebranche für Besorgnis gesorgt. Diese Transaktion verdeutlicht nicht nur den Verlust einer bedeutenden Innovationskraft, sondern auch die Gefährdung der digitalen Souveränität Deutschlands. Während Investoren und Gründer den finanziellen Erfolg feiern, stellt sich die Frage, warum kein deutscher Konzern bereit war, für diese strategisch wichtige Technologie tief in die Tasche zu greifen.
Die deutsche Industrie steht vor einem altbekannten Problem: Während US-amerikanische Unternehmen jährlich hunderte Startups übernehmen, bleibt die Zahl vergleichbarer Übernahmen durch deutsche Firmen überschaubar. Rafael Laguna de la Vera, Chef der Bundesagentur für Sprunginnovationen, kritisiert, dass die deutsche Industrie zu wenig Innovation einkauft. Dies zeigt sich auch im Fall von Cognigy, wo potenzielle Käufer wie die Deutsche Telekom oder die Deutsche Post nicht bereit waren, in die skalierbare KI-Kompetenz zu investieren, die für den Kundenservice von großem Nutzen gewesen wäre.
Nice hingegen hat nicht nur in die Technologie von Cognigy investiert, sondern auch in dessen Marktposition. Mit der Übernahme sichert sich der US-Konzern nicht nur technologische Stärkung, sondern auch den Zugang zu einer wachsenden Kundenbasis in Europa. Achim Berg, ehemaliger Bitkom-Präsident, sieht darin eine strategische Weitsicht, die in Deutschland oft fehlt. Es mangelt weder an Kapital noch an Möglichkeiten, sondern am Willen, so Berg.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rund 80 Prozent aller Tech-Exits in Deutschland gehen an ausländische Käufer. Viele Startups, die mit deutschen Steuergeldern gefördert werden, enden in ausländischen Bilanzen. Dies führt dazu, dass Know-how, Wertschöpfung und technologische Kontrolle abwandern und ausgerechnet die Wettbewerber stärken, mit denen deutsche Konzerne im globalen Markt konkurrieren.
Das Problem ist nicht neu, aber es wird mit jeder Übernahme drängender. Deutsche Großunternehmen verlassen sich oft auf ihre alten Geschäftsmodelle und bauen digitale Kompetenz, wenn überhaupt, intern auf. Dies kann funktionieren, muss es aber nicht. Wenn es nicht gelingt, geht wertvolle Zeit verloren, in der sich Märkte neu ordnen. Cognigy ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine Schlüsseltechnologie für die digitale Kundeninteraktion verloren geht.
In Deutschland scheitern solche Deals häufig am Preis. Das 25-Fache des Umsatzes, wie im Fall Cognigy, ist in deutschen Chefetagen kaum durchzusetzen. Solche Multiples schrecken viele deutsche Entscheider ab, obwohl sie im internationalen Vergleich längst üblich sind, gerade im KI-Bereich. Während die Konkurrenz technologisch aufrüstet, halten deutsche Firmen an konservativen Bewertungslogiken fest, die in digitalen Plattformmärkten nicht mehr zeitgemäß sind.
Mit dem Verlust von Cognigy geht nicht nur ein Startup verloren, sondern auch ein Baustein für eine digitale Souveränität Europas. Ohne systematische Beteiligung an Sprunginnovationen wird Deutschland technologisch weiter zurückfallen, warnt Sprind-Direktor Laguna de la Vera. Die deutsche Wirtschaft bleibt langfristig abhängig von Importen, nicht von Gütern, sondern von Innovation.

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