ROM / MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – Inmitten des geschäftigen Treibens von Rom, unweit des Vatikans, befindet sich eine kleine Schneiderei, die eine entscheidende Rolle bei der Ausstattung der höchsten kirchlichen Würdenträger spielt.
In der lebhaften Umgebung des Stadtteils Borgo Pio in Rom, nur einen Steinwurf vom Vatikan entfernt, liegt die Schneiderei von Raniero Mancinelli. Diese Werkstatt, die oft als die „Schneiderei für Geistliche“ bezeichnet wird, ist ein Ort, an dem Tradition und Handwerkskunst aufeinandertreffen. Hier werden nicht nur Soutanen und Messgewänder gefertigt, sondern auch die Gewänder für den Papst selbst.
Seit 1962 führt der mittlerweile 86-jährige Mancinelli dieses Geschäft, das sich über die Jahrzehnte zu einer festen Institution entwickelt hat. Drei Päpste hat er bereits eingekleidet: Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus. Besonders vor einem Konklave herrscht in der Schneiderei Hochbetrieb, denn die Mitarbeiter müssen sicherstellen, dass die Gewänder für den neuen Papst rechtzeitig bereitstehen.
Die Herstellung eines Papstgewandes ist ein Prozess, der große Sorgfalt erfordert. Mancinelli erklärt, dass es vier bis fünf Tage dauert, ein solches Gewand zu fertigen, da der Stoff sehr empfindlich ist und leicht verschmutzt. Daher werden immer drei Soutanen in verschiedenen Größen vorbereitet, um sicherzustellen, dass eines passt, wenn der neue Papst gewählt wird.
Die Schneiderei ist nicht nur ein Ort des Handwerks, sondern auch ein Treffpunkt für Kleriker aus aller Welt. Mancinelli, der mit Stolz und Demut über seine Arbeit spricht, sieht seine Tätigkeit nicht als gewöhnlichen Broterwerb, sondern als Dienst an der Kirche. Er hat im Laufe der Jahre viele Priester, Bischöfe und Kardinäle ausgestattet, die später zu bedeutenden Persönlichkeiten innerhalb der Kirche wurden.
Eine Anekdote aus dem Jahr 1958 erzählt von der Wahl von Angelo Giuseppe Roncalli zum Papst Johannes XXIII., als das vorbereitete Gewand zu eng war und die Naht kurzerhand aufgetrennt werden musste. Seitdem wird in der Schneiderei darauf geachtet, dass mindestens eines der Gewänder gut passt.
Für Mancinelli wäre es am einfachsten, wenn der neue Papst ein Kardinal wäre, den er bereits ausgestattet hat, da er dann dessen Maße kennt. Doch unabhängig davon, wer der nächste Papst wird, wird Mancinelli mit ruhiger Hand und jahrzehntelanger Erfahrung weiternähen und so einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zur Geschichte der Kirche leisten.
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