Einzigartige Kartierung der Straßenschriftzüge in New York City

NEW YORK / LONDON (IT BOLTWISE) – In einer Stadt, die niemals schläft, gibt es unzählige Geschichten zu entdecken. Eine davon wird nun durch ein innovatives Projekt von Yufeng Zhao und Matt Daniels erzählt, das die Worte auf den Straßen von New York City kartiert.

Die Straßen von New York City sind nicht nur von Menschen, Autos und Gebäuden belebt, sondern auch von den unzähligen Worten, die auf Schildern, Graffiti und Aufklebern zu finden sind. Ein neues Projekt von Medienkünstler Yufeng Zhao und Datenexperte Matt Daniels hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Worte zu kartieren und damit die Stadt aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten. Durch die Analyse von 18 Jahren Google Street View-Bildern entstand eine durchsuchbare Karte, die jedes sichtbare Wort in New York City erfasst.

Mit Hilfe von optischer Zeichenerkennung (OCR) wurden acht Millionen Street View-Panoramen verarbeitet, um alles von Ladenschildern bis hin zu Graffiti zu transkribieren. Insgesamt wurden 138 Millionen Textfragmente erfasst, die nun geotagged und durchsuchbar sind. Interessierte können beispielsweise herausfinden, wo das Wort „jerk“ auftaucht – ein Hinweis auf die jamaikanische Küche – oder wo Begriffe wie „gold“, „halal“ oder „beware“ zu finden sind.

Einige Ergebnisse sind erwartungsgemäß, wie die über 111.000 Sichtungen des Wortes „pizza“ in den fünf Stadtbezirken oder die Dominanz der Sabrett-Hot-Dog-Stände. Andere Entdeckungen sind poetischer Natur, wie die Verteilung des Wortes „luxury“ in Hudson Yards oder „iglesia“ in den spanischsprachigen Vierteln der Stadt. Besonders interessant ist die Verwendung des Begriffs „Siamese“, der sich nicht auf Katzen bezieht, sondern auf einen alten Begriff für einen doppelten Feuerwehranschluss.

Die häufigsten Phrasen in diesem Datensatz bilden eine Art städtische Stimmungstafel: „stop“, „no“, „do not“, „only“ und „limit“ dominieren – eine strenge Sprache der Einschränkung, die die gebaute Umgebung der Stadt widerspiegelt. Auch das berühmte „Fuhgeddaboudit“ ist zu finden, tatsächlich auf Schildern verewigt.

Das Projekt wird durch ein Suchwerkzeug namens AllText.nyc ergänzt, das es Nutzern ermöglicht, diese Worte visuell zu erkunden und die Stadt Bild für Bild zu entschlüsseln. Doch es geht nicht nur um Spaß und Spiel. Das Projekt wirft faszinierende Fragen darüber auf, wie sich die Stadt präsentiert, was ihr wichtig ist und was in den visuellen Hintergrund rückt.

Während Google Street View ursprünglich entwickelt hat, sind es nun unabhängige Tüftler wie Zhao, die dessen Potenzial weiter ausschöpfen. „Es fühlt sich an, als würde man durch den Quellcode der Stadt stöbern“, schreiben die Autoren. Oder vielleicht ist es eher ein urbanes Gedicht – geschrieben nicht in Versen, sondern in Vinyl-Aufklebern und Markisen-Schriftarten.

So oder so erzählt dieses Projekt eine New Yorker Geschichte in ihren eigenen Worten. Wörtlich.

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