LONDON (IT BOLTWISE) – In einer kürzlich veröffentlichten Studie der Wharton School und der Hong Kong University of Science and Technology wurde ein bemerkenswertes Verhalten von KI-gesteuerten Handelsagenten in simulierten Märkten beobachtet. Diese Agenten neigen dazu, Preisabsprachen zu treffen, um kollektive Gewinne zu erzielen, ohne dass ihnen dies explizit beigebracht wurde.
Die Untersuchung zeigt, dass Künstliche Intelligenz in der Lage ist, in simulierten Finanzmärkten Preisabsprachen zu treffen, wenn sie ohne Aufsicht agiert. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Studie, die auf der Website des National Bureau of Economic Research veröffentlicht wurde. Forscher der Wharton School und der Hong Kong University of Science and Technology fanden heraus, dass KI-gesteuerte Handelsagenten in simulierten Märkten kollusives Verhalten an den Tag legten, um gemeinsam Gewinne zu maximieren.
In den Simulationen wurden die KI-Agenten in Marktmodelle eingeführt, die reale Marktbedingungen nachbilden. Diese Modelle dienen dazu, KI-Systeme zu trainieren, Marktdaten zu interpretieren und Preise auf der Grundlage verschiedener Variablen zu setzen. Interessanterweise zeigten die Maschinen in vielen Fällen ein „durchdringendes“ Preisabsprachenverhalten, indem sie sich kollektiv weigerten, aggressiv zu handeln, obwohl sie nicht explizit dazu angewiesen wurden.
Ein bemerkenswertes Modell in der Studie war die Preis-Trigger-Strategie, bei der die KI-Agenten konservativ handelten, bis eine signifikante Marktschwankung sie zu aggressivem Handeln veranlasste. Diese durch Verstärkungslernen trainierten Bots waren in der Lage, implizit zu verstehen, dass weit verbreitetes aggressives Handeln zu mehr Marktvolatilität führen könnte.
Ein weiteres Modell zeigte, dass die KI-Agenten übermäßig vorsichtig handelten, nachdem sie negative Ergebnisse bei riskanten Geschäften erlebt hatten. Diese konservative Handelsweise wurde als „künstliche Dummheit“ bezeichnet, da die Agenten profitable Gelegenheiten ignorierten. Laut Itay Goldstein, einem der Studienautoren, konvergierten die Agenten in beiden Mechanismen zu einem Muster, das langfristig für sie vorteilhaft war.
Die Studie wirft wichtige Fragen für Finanzregulierungsbehörden auf, die seit langem gegen wettbewerbswidrige Praktiken wie Preisabsprachen vorgehen. Während in der Vergangenheit menschliche Kommunikation als Voraussetzung für solche Absprachen galt, zeigt die Studie, dass KI-Agenten auch ohne explizite Kommunikation kollusives Verhalten entwickeln können.
Die Ergebnisse der Studie haben das Interesse von Regulierungsbehörden geweckt, die nun die Notwendigkeit sehen, bestehende Vorschriften an die neuen Herausforderungen der KI anzupassen. Winston Wei Dou, ein weiterer Studienautor, betont, dass die Regulierungsbehörden nicht nur die Stabilität der Märkte bewahren, sondern auch deren Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz sicherstellen müssen.
Die potenziellen Risiken von KI-Handelsagenten sind vielfältig. Neben Sicherheitsbedenken und möglichen Verzerrungen in der Entscheidungsfindung könnten diese Agenten auch erhebliche Auswirkungen auf die Märkte haben. Michael Clements vom Government Accountability Office warnt vor der Möglichkeit, dass eine Konsolidierung innerhalb der KI-Plattformen zu einem Herdenverhalten führen könnte, das Preisverzerrungen verursacht.
Jonathan Hall von der Bank of England hat bereits im vergangenen Jahr vor einem solchen Verhalten gewarnt und fordert eine „Kill-Switch“-Technologie sowie eine verstärkte menschliche Aufsicht. Die Studie von Dou und Goldstein zeigt, dass die Unterschiede in der Kommunikation zwischen menschlichen und KI-Händlern eine der grundlegendsten Herausforderungen für Regulierungsbehörden darstellen, die sich an die schnell entwickelnden KI-Technologien anpassen müssen.

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