HAMBURG / LONDON (IT BOLTWISE) – In einem überraschenden Schritt haben BMW und Mercedes ihre Mobilitätsplattform Freenow an den amerikanischen Fahrdienstanbieter Lyft verkauft. Diese Entscheidung markiert nicht nur einen Rückzug der deutschen Automobilgiganten aus dem Bereich der urbanen Mobilität, sondern auch einen strategischen Vorstoß von Lyft in den europäischen Markt.
Die Übernahme von Freenow durch Lyft ist ein bemerkenswerter Schritt, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Jahrzehntelang galten BMW und Mercedes als Inbegriff deutscher Ingenieurskunst, doch im Bereich der urbanen Mobilität mussten sie nun einen Rückschlag hinnehmen. Die Plattform Freenow, die einst als Hoffnungsträger für eine neue Ära der Mobilität gefeiert wurde, wurde für 175 Millionen Euro verkauft. Für BMW und Mercedes bedeutet dies das Eingeständnis eines milliardenschweren Scheiterns, während Lyft sich auf unbekanntes Terrain begibt.
Der Traum von Daimler und BMW begann 2019 mit dem Label „YourNow“, unter dem sie den städtischen Verkehr revolutionieren wollten. Doch die Realität sah anders aus: Die Plattformen verbrannten über Jahre hinweg Geld, die Strategien änderten sich, und die Kunden blieben aus. Freenow verzeichnete allein in den Jahren 2021 und 2022 Verluste von über einer Milliarde Euro. Intern herrschte ein unübersichtliches Konglomerat aus unklarer Führung und gegensätzlichen Konzerninteressen.
Für Lyft ist die Übernahme von Freenow ein komplexer Schritt. Der amerikanische Fahrdienstanbieter, der in den USA stets im Schatten von Uber steht, leidet unter sinkenden Margen und wachsenden Lohnforderungen. Mit Freenow erhält Lyft nun Zugriff auf ein funktionierendes Netzwerk in Europa, das in knapp 180 Städten in neun Ländern aktiv ist. Interessanterweise arbeitet Freenow eng mit klassischen Taxizentralen zusammen, was Lyft in den USA eher bekämpft als integriert.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Lyft und Freenow könnten kaum größer sein. Während Lyft für aggressives Wachstum und schnelle Produktzyklen steht, agiert Freenow als digitalisierte Ergänzung zum bestehenden Taxigewerbe. Diese Unterschiede könnten spätestens dann zum Stresstest werden, wenn Lyft mit Baidu-Robotaxis in Europa durchstarten will.
Lyft-CEO David Risher ist bekannt für seine Durchsetzungsstärke und seine Bereitschaft, harte Entscheidungen zu treffen. In den USA lehnt er Lohnerhöhungen für Fahrer kategorisch ab, selbst wenn Gewerkschaften Druck machen. Europa ist für Lyft kein netter Zusatzmarkt, sondern Teil einer notwendigen Expansionsstrategie. Freenow könnte dabei nur ein Mittel zum Zweck sein.
Obwohl der Name Freenow bleibt und das Team vorerst bestehen bleibt, deutet der Hamburger CEO Thomas Zimmermann an, dass mittelfristig auch eine einheitliche globale Marke denkbar sei. Dies könnte ein stiller Abgesang auf das eigenständige Freenow sein, sollte die Integration Fahrt aufnehmen.
Freenow wird zum Experimentierfeld für Lyfts Pläne in hochregulierten, fragmentierten Märkten. Der Angriff auf Europas urbane Mobilität hat begonnen – diesmal nicht mit deutschen Autos, sondern mit amerikanischem Kapital und chinesischer Robotaxitechnologie. Während BMW und Mercedes sich wieder ihrem Kerngeschäft widmen, steht in Hamburg ein Unternehmen, das beweisen muss, dass Profitabilität und Partnerschaft mit Fahrern kein Widerspruch sind.

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