LONDON (IT BOLTWISE) – Der Rückzug von Shell, Aker BP und Enbridge aus der Science Based Targets initiative (SBTi) markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Diskussion um Klimastandards für die fossile Energiebranche. Diese Entscheidung wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich die Initiative gegenübersieht, insbesondere in Bezug auf die Festlegung strengerer Vorgaben für neue Öl- und Gasprojekte.

Die Science Based Targets initiative (SBTi) hat sich in den letzten Jahren als führende Instanz für die Entwicklung freiwilliger Klimastandards etabliert. Doch der jüngste Rückzug von Shell, Aker BP und Enbridge stellt die Zukunft dieser Standards infrage. Diese Unternehmen haben ihre Mitarbeit in der Expertengruppe eingestellt, nachdem ein Entwurf zur Definition von „Net Zero“-Zielen eine klare Absage an neue Öl- und Gasprojekte enthielt. Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der SBTi haben.
Ein interner Entwurf, der der Financial Times vorliegt, forderte erstmals, dass Unternehmen nach Einreichung eines Klimaplans oder spätestens ab Ende 2027 keine neuen Öl- und Gasfelder mehr erschließen dürften. Zudem sollten die Produktionsmengen fossiler Energieträger signifikant sinken. Diese Anforderungen stießen bei den betroffenen Unternehmen auf erheblichen Widerstand. Shell begründete den Rückzug mit mangelnder Berücksichtigung der „Branchenrealität“ und forderte mehr Flexibilität, um das Ziel der Netto-Null bis 2050 realistisch zu erreichen.
Die SBTi hat die Arbeiten an einem branchenspezifischen Öl- und Gasstandard inzwischen „pausiert“. Offiziell verweist die Organisation auf begrenzte Kapazitäten, betont jedoch, dass dies nichts mit den Rücktritten zu tun habe. Internen Kommunikationen zufolge wurde die Priorität der Arbeiten jedoch deutlich herabgestuft. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die zukünftige Rolle der SBTi auf und darüber, wie sie mit den Herausforderungen der fossilen Industrie umgehen wird.
Parallel dazu wurde ein weiteres Dokument, das Finanzinstitutionen zur Beendigung von Investitionen in neue fossile Projekte auffordert, abgeschwächt. Die Frist zur Umsetzung wurde unter der neuen Leitung von David Kennedy auf 2030 verschoben. Ursprünglich war ein früherer Ausstieg geplant gewesen. Diese Anpassungen könnten als Zugeständnis an die Industrie interpretiert werden, die sich gegen zu strenge Vorgaben wehrt.
Kritik kommt auch aus der eigenen Organisation. Ein an beiden Standards beteiligter Mitarbeiter kommentierte, dass Verzögerungen nur dazu führen, dass „Big Oil“ mehr Spielraum erhält. Diese internen Spannungen verdeutlichen die Herausforderungen, vor denen die SBTi steht, wenn es darum geht, ambitionierte Klimaziele mit den Interessen der Industrie in Einklang zu bringen.
Die SBTi gilt als wichtige Instanz für Klimastrategien großer Unternehmen. Apple, AstraZeneca und viele andere Konzerne lassen sich ihre Ziele dort zertifizieren, um Glaubwürdigkeit gegenüber Investoren und Öffentlichkeit zu gewinnen. Der Bruch mit der fossilen Industrie könnte jedoch die Glaubwürdigkeit der Initiative untergraben und die Bereitschaft anderer Unternehmen, sich an strenge Klimastandards zu halten, beeinflussen.

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