Warum neue Autos oft keinen Ersatzreifen mehr haben

LONDON (IT BOLTWISE) – In der modernen Automobilwelt gibt es einen bemerkenswerten Trend: Viele neue Fahrzeuge werden ohne den traditionellen Ersatzreifen ausgeliefert. Diese Entwicklung hat sowohl technische als auch wirtschaftliche Hintergründe, die es wert sind, näher betrachtet zu werden.

In der heutigen Automobilindustrie ist es keine Seltenheit mehr, dass neue Fahrzeuge ohne den klassischen Ersatzreifen ausgeliefert werden. Diese Veränderung ist Teil eines größeren Trends, der auf die Optimierung der Kraftstoffeffizienz abzielt. Bereits in den 1970er Jahren, während der Ölkrise, begannen Automobilhersteller, das Gewicht ihrer Fahrzeuge zu reduzieren, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Ein Ersatzreifen, der zusammen mit Werkzeugen und Halterungen bis zu 60 Pfund wiegen kann, wurde als eine der ersten Maßnahmen zur Gewichtsreduktion ins Visier genommen.

Die Geschichte des Ersatzreifens reicht bis ins Jahr 1904 zurück, als die walisischen Brüder Thomas Morris Davies und Walter Davies das Stepney-Ersatzrad erfanden. Dieses Rad konnte einfach auf das beschädigte Rad geklemmt werden, ohne dass ein Radwechsel erforderlich war. Im Jahr 1909 führte Rambler das erste moderne Ersatzrad ein, das aus einem austauschbaren Rad-Reifen-Kombination bestand. Doch mit der Zeit und dem Streben nach Effizienz begann die Bedeutung des Ersatzreifens zu schwinden.

In den späten 1960er Jahren wurden die sogenannten „kollabierbaren“ Ersatzreifen eingeführt. Diese unaufgepumpten Reifen wurden auf kleineren Felgen montiert und konnten mit einer Druckluftdose aufgepumpt werden. Diese Technologie entwickelte sich schließlich zu den heute bekannten „Donut“-Ersatzreifen, die bereits aufgepumpt geliefert werden. Doch die Einführung von Run-Flat-Reifen markierte einen Wendepunkt in der Entwicklung der Ersatzreifen.

Run-Flat-Reifen, die erstmals 1987 mit dem Porsche 959 eingeführt wurden, verfügen über verstärkte Seitenwände, die das Fahrzeug auch bei einem Platten tragen können. Eine weitere Innovation sind selbstabdichtende Reifen, die mit einem speziellen Material ausgekleidet sind, das kleine Löcher verschließt und so den Luftverlust verhindert. Laut Consumer Reports sind heute nur noch etwa 10 % der Neuwagen mit vollwertigen Ersatzreifen ausgestattet.

Stattdessen setzen rund 50 % der neuen Fahrzeuge auf kleinere, platzsparende Ersatzreifen, die nur für eine begrenzte Anzahl von Kilometern und mit einer begrenzten Höchstgeschwindigkeit geeignet sind. Die restlichen 10 % der Fahrzeuge sind mit Run-Flat-Reifen ausgestattet, die durch ein Flick-/Dichtmittelset und einen Reifenaufbläser ergänzt werden. Diese Lösungen sind jedoch nicht immer perfekt.

Ein wesentlicher Nachteil von Run-Flat-Reifen sind die höheren Kosten. Sie können bis zu doppelt so teuer sein wie vergleichbare Standardreifen. Da es oft empfohlen wird, Reifen paarweise oder alle vier gleichzeitig zu ersetzen, kann ein einzelner Platten zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Zudem nutzen sich Run-Flat-Reifen schneller ab und müssen häufiger ersetzt werden.

Ein weiteres Problem ist die Sorge, im Falle eines extremen Reifenschadens gestrandet zu sein. Obwohl moderne Run-Flat-Reifen stark genug sind, um selbst einem Seitenwandschaden standzuhalten, sind sie bei einem vollständigen Reifenschaden, der den Reifen in Fetzen reißt, nicht mehr hilfreich. Daher ist es ratsam, immer vorbereitet zu sein und sicherzustellen, dass man im Falle eines Plattens die notwendigen Hilfsmittel im Auto hat, auch wenn kein Ersatzreifen vorhanden ist.

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