Warum die USA den schwedischen CV90 nicht kaufen

LONDON (IT BOLTWISE) – Die Frage, warum die USA den schwedischen CV90 nicht kaufen, beschäftigt viele Militärbeobachter. Der CV90 ist ein bewährtes Infanterie-Kampffahrzeug, das von mehreren NATO-Verbündeten genutzt wird. Doch die Gründe für die Entscheidung der USA, auf eigene Entwicklungen zu setzen, sind vielschichtig.

Die US-amerikanische Militärgeschichte ist reich an Beispielen für Fahrzeuge, die entwickelt, aber nie in Dienst gestellt wurden. Programme wie das Future Combat Systems oder das Ground Combat Vehicle wurden eingestellt, bevor sie die Produktionsphase erreichten. Auch das Optionally Manned Fighting Vehicle Programm wurde mehrfach gestoppt und neu gestartet. Ein weiteres Beispiel ist der M10 Booker, der nach der Lieferung von etwa 80 Einheiten eingestellt wurde.

In der Diskussion um die Beschaffung von Militärfahrzeugen taucht immer wieder die Frage auf, warum die USA nicht einfach den schwedischen CV90 kaufen. Dieses Fahrzeug ist modular, kampferprobt und wurde kürzlich umfassend modernisiert. Dennoch hat sich das Pentagon gegen einen Kauf entschieden, was weniger mit der Qualität des Fahrzeugs als mit den Beschaffungsprozessen und Prioritäten der USA zu tun hat.

Der CV90 wurde in den 1980er Jahren von der schwedischen Firma Hägglunds, heute Teil von BAE Systems, entwickelt. Ursprünglich für den Kampf gegen die Sowjetunion konzipiert, ist er schnell, überlebensfähig und in verschiedenen Geländetypen einsetzbar. Seit 1994 gehört er zu den am weitesten verbreiteten Infanterie-Kampffahrzeugen innerhalb der NATO.

Die USA kaufen jedoch nicht einfach Fahrzeuge, sondern ganze Programme. Diese umfassen nicht nur die Fahrzeuge selbst, sondern auch Ersatzteile, Wartung, technische Handbücher, Schulungen und Simulatoren. Ein Kauf des CV90 würde bedeuten, diese Vorteile nach Europa auszulagern. Eine Lizenzproduktion in den USA wäre möglich, erfordert jedoch erhebliche Investitionen in ein Waffensystem, das nicht unter US-amerikanischer Kontrolle steht.

Ein weiterer Aspekt ist die militärische Doktrin. Neue Waffensysteme werden in der Regel um die bestehende Doktrin herum entwickelt. US-amerikanische Panzerverbände sind auf den kombinierten Einsatz von Abrams-Panzern, Bradleys, Artillerie, Drohnen und Luftunterstützung ausgelegt. Diese Systeme sind auf eine bestimmte Geschwindigkeit, Feuerkraft und Systemkooperation ausgelegt, die nicht immer mit ausländischen Fahrzeugen kompatibel sind.

Auch die Interoperabilität mit US-Systemen spielt eine Rolle. Der CV90 basiert auf NATO-Standards, aber die USA verwenden oft eigene Verschlüsselungssysteme, Gefechtsmanagementsysteme und elektronische Kriegsführungstechnologien. Diese in den CV90 zu integrieren, wäre zeitaufwendig und teuer und würde letztlich die Entwicklung eines neuen, US-spezifischen Modells erfordern.

Schließlich existiert der Bradley bereits, dessen Fähigkeiten sich stark mit denen des CV90 überschneiden. Militärplaner werden kaum ein ausländisches System kaufen, das dem bereits vorhandenen in vielerlei Hinsicht ähnlich ist.

Diese und weitere Gründe werden in einem aktuellen YouTube-Video von Task & Purpose ausführlich behandelt. Es zeigt, dass die Entscheidung gegen den Kauf des CV90 weniger mit dem Fahrzeug selbst als mit den komplexen Strukturen der US-amerikanischen Rüstungsbeschaffung zu tun hat.

Unseren KI-Morning-Newsletter «Der KI News Espresso» mit den besten KI-News des letzten Tages gratis per eMail - ohne Werbung: Hier kostenlos eintragen!