LONDON (IT BOLTWISE) – Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur unser tägliches Leben verändert, sondern auch subtile Spuren in unseren Gehirnen hinterlassen. Eine neue Studie der Universität Nottingham zeigt, dass selbst Menschen, die nie mit dem Virus infiziert waren, Anzeichen einer beschleunigten Gehirnalterung aufweisen.

Die Pandemie hat nicht nur unser soziales und berufliches Leben auf den Kopf gestellt, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf unsere neurologische Gesundheit gehabt. Wissenschaftler der Universität Nottingham haben herausgefunden, dass Menschen, die die Pandemie ohne eine Infektion mit SARS-CoV-2 überstanden haben, dennoch eine beschleunigte Alterung ihres Gehirns aufweisen. Diese Erkenntnisse basieren auf einer umfassenden Analyse von Gehirnscans, die vor und nach der Pandemie durchgeführt wurden.
In der Studie wurden fast 1.000 gesunde Erwachsene, die im UK Biobank-Projekt eingeschrieben waren, zweimal mittels MRT untersucht. Die erste Untersuchung fand vor März 2020 statt, die zweite zwischen 2021 und 2023. Die Forscher nutzten maschinelle Lernmodelle, um das Gehirnalter der Teilnehmer zu schätzen und stellten fest, dass selbst ohne Infektion das Gehirn im Durchschnitt um etwa fünfeinhalb Monate älter wirkte als erwartet.
Besonders betroffen waren ältere Menschen, Männer und Personen mit niedrigerem Einkommen. Diese Gruppen zeigten eine stärkere Beschleunigung der Gehirnalterung, was darauf hindeutet, dass sowohl biologische als auch biografische Faktoren eine Rolle spielen. Die Studie unterstreicht die Bedeutung von Stress als Faktor, der die strukturelle Degeneration der weißen Substanz im Gehirn beschleunigen kann.
Die Pandemie hat Stress und Isolation verstärkt, was sich auch in der Gehirnalterung widerspiegelt. Tierstudien unterstützen diese Beobachtungen, da Nagetiere unter konstantem Stress Anzeichen von Gehirnentzündungen und Schäden in Bereichen zeigen, die zur Schätzung des Gehirnalters verwendet werden. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Pandemie nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine neurologische Krise darstellt.
Interessanterweise zeigten Personen, die sich mit COVID-19 infiziert hatten, noch stärkere Anzeichen einer Gehirnalterung. Diese Gruppe schnitt bei kognitiven Tests schlechter ab und zeigte einen größeren Verlust an grauer Substanz in bestimmten Gehirnregionen. Dies deutet darauf hin, dass die Auswirkungen des Virus und des pandemiebedingten Stresses sich überschneiden, aber nicht identisch sind.
Die Studie hebt hervor, dass Menschen in benachteiligten Lebensumständen stärker von der beschleunigten Gehirnalterung betroffen sind. Finanzielle Unsicherheit und soziale Isolation während der Lockdowns könnten diesen Effekt verstärkt haben. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, gefährdete Gruppen in Krisenzeiten besser zu schützen.
Ob sich die beobachteten Veränderungen im Gehirn mit der Zeit zurückbilden, bleibt abzuwarten. Frühere Studien legen nahe, dass sich das Gehirn erholen kann, wenn Stress reduziert wird und Lebensstilfaktoren wie Schlaf, Bewegung und soziale Kontakte verbessert werden. Langfristige Untersuchungen werden zeigen, ob die neurologischen Spuren der Pandemie verblassen oder langfristige kognitive Probleme vorhersagen.
Die Forschungsergebnisse könnten dazu führen, dass das Gehirnalter als Indikator für die Bevölkerungsgesundheit genutzt wird. Wenn sich zeigt, dass globale Ereignisse wie die Pandemie deutliche Spuren im Gehirn hinterlassen, könnten Gesundheitsbehörden Gehirnalter-Metriken verwenden, um die Auswirkungen von politischen Entscheidungen zu bewerten.

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