PEKING / LONDON (IT BOLTWISE) – Die Übernahme von Ceconomy durch JD.com markiert einen bedeutenden Schritt im europäischen Einzelhandel. Der chinesische Tech-Gigant sichert sich damit nicht nur eine starke Präsenz in Europa, sondern auch einen strategischen Vorteil im hart umkämpften Markt für Unterhaltungselektronik.
Die Nachricht von JD.coms Übernahme der Ceconomy AG, der Muttergesellschaft von MediaMarkt und Saturn, hat in der europäischen Einzelhandelsbranche für Aufsehen gesorgt. Mit einem Kaufpreis von rund 4 Milliarden Euro und einem Aufschlag von 23 Prozent auf den letzten Börsenkurs zeigt JD.com deutlich seine Ambitionen, den europäischen Markt zu erobern. Diese Transaktion könnte die Dynamik im Einzelhandel grundlegend verändern, da JD.com nicht nur 1.000 Filialen in Europa, sondern auch einen der größten Online-Elektronikhändler des Kontinents übernimmt.
JD.com, bekannt als Chinas zweitgrößter Onlinehändler, hat mit diesem Schritt einen Fuß in die Tür des europäischen Marktes gesetzt. Besonders bemerkenswert ist die Beteiligung an Fnac Darty in Frankreich, die JD.com einen strategischen Zugang zu einem weiteren wichtigen Markt verschafft. Trotz der Beteuerungen, Ceconomy operativ unabhängig zu lassen, wird JD.com mit 32 Prozent der Anteile erheblichen Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens haben.
Die Übernahme wird von Vorstand und Aufsichtsrat von Ceconomy begrüßt, und auch die Mehrheit der Großaktionäre, darunter Haniel, Beisheim, Freenet und BC Equities, unterstützt den Deal. Lediglich die Gründerfamilie Kellerhals bleibt mit rund 25 Prozent an Bord. Offiziell wird von einer „strategischen Partnerschaft“ gesprochen, doch die Realität könnte anders aussehen, da Ceconomy die Kontrolle an einen Konzern übergibt, der in China selbst unter Margendruck steht.
JD.com hat bereits in der Vergangenheit Interesse an europäischen Investitionen gezeigt, wie das Beispiel der britischen Handelskette Currys zeigt. Der Deal mit Ceconomy ist nun der zweite Anlauf, um in Europa Fuß zu fassen. Doch JD.com ist kein digitaler Heilsbringer. In China kämpft das Unternehmen mit stagnierendem Wachstum, niedrigen Preisen und einem enormen Wettbewerbsdruck von Alibaba und Temu. JD.com versucht, sich über Logistik zu differenzieren, doch ob diese Erfolgsformel auf europäische Filialwelten übertragbar ist, bleibt fraglich.
MediaMarkt und Saturn stehen für Technik zum Anfassen, doch das stationäre Geschäft kämpft mit strukturellen Problemen. Die Läden sind oft groß, teuer und schwerfällig. Zwar bringt Ceconomy über fünf Milliarden Euro Onlineumsatz, doch der Wandel vom Filialriesen zum Digitalplayer kommt nur schleppend voran. Experten wie Alexander Graf warnen davor, dass zwei problembehaftete Unternehmen ihre Probleme bündeln und daraus ein großes Problem machen könnten.
Während die Bundesregierung über chinesische Beteiligungen bei kritischer Infrastruktur diskutiert, geht ein Schlüsselunternehmen des europäischen Einzelhandels an einen chinesischen Tech-Konzern – fast geräuschlos. Der Zugang zu Kundendaten, Lieferketten und IT-Infrastrukturen dürfte für JD.com hochinteressant sein und politisch brisant. Ceconomy ist ein Konzern mit großem Namen, aber schwacher Bilanz. Der Umsatz lag zuletzt bei 22,4 Milliarden Euro, doch die Gewinne sind seit Jahren bescheiden.
JD.com könnte frisches Kapital bringen oder den Laden einfach als Plattform nutzen, um chinesische Produkte direkt nach Europa zu pushen. Der Gedanke, dass MediaMarkt künftig als Schaufenster für JD-Produkte fungiert, ist nicht so fern wie er scheint. JD erhält mit diesem Schritt Zugang zu Europas Endkunden, Daten, Logistikzentren und Handelsnetzwerken. Was wie ein gewöhnlicher Unternehmensverkauf aussieht, ist in Wahrheit eine tektonische Verschiebung.

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