MÜNCHEN / LONDON (IT BOLTWISE) – Die geplante Übernahme des deutschen Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 durch die Berlusconi-Familie steht auf der Kippe. Die italienische MFE-Holding, geführt von Pier Silvio Berlusconi, hat es nicht geschafft, die erforderliche Mehrheit der Anteile zu sichern.

Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch die Berlusconi-Familie, die über ihre MFE-Holding Media For Europe agiert, hat einen Rückschlag erlitten. Trotz intensiver Bemühungen konnte die italienische Holding nur 43,6 Prozent der Anteile sichern, was für eine Mehrheitsübernahme nicht ausreicht. Die Annahmefrist für das Übernahmeangebot im Wert von 1,8 Milliarden Euro ist abgelaufen, ohne dass eine Einigung erzielt wurde.
Die MFE-Holding strebt an, eine europäische Sendergruppe aufzubauen, was durch den Erwerb von ProSiebenSat.1 erheblich vorangetrieben werden könnte. Die kartellrechtlichen Prüfungen der Europäischen Kommission und der Bundeswettbewerbsbehörde wurden bereits in den Jahren 2023 und 2024 erfolgreich abgeschlossen, was den Weg für eine Übernahme theoretisch frei macht. Dennoch bleibt die Frage, ob die Berlusconi-Familie in der verbleibenden Zeit genügend Anteile erwerben kann, um die Kontrolle zu übernehmen.
Die Unsicherheit über die Zukunft von ProSiebenSat.1 hat auch Auswirkungen auf die beliebten TV-Formate des Senders, darunter „Joko & Klaas gegen ProSieben“ und „Germany’s Next Topmodel“. Die Möglichkeit, dass die Berlusconi-Familie die redaktionelle Ausrichtung beeinflussen könnte, sorgt für Spekulationen über die Zukunft dieser Shows. Pier Silvio Berlusconi hat jedoch mehrfach betont, die redaktionelle Unabhängigkeit zu wahren.
Die Berlusconi-Familie ist bekannt für ihre historische Nutzung von Medienmacht zur Unterstützung politischer Ziele, was in Deutschland auf Skepsis stößt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer plant, Anfang September Gespräche mit Pier Silvio Berlusconi zu führen, um die Bedenken hinsichtlich der redaktionellen Unabhängigkeit und der zukünftigen Ausrichtung von ProSiebenSat.1 zu erörtern. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, ob die Übernahme gelingt oder ob ProSiebenSat.1 unabhängig bleibt.

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