GÖTEBORG / LONDON (IT BOLTWISE) – Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Semaglutid, ein Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit, auch das Potenzial hat, Kokainabhängigkeit zu reduzieren. In präklinischen Modellen zeigte sich, dass Semaglutid das Verlangen nach Kokain und das Rückfallrisiko bei Ratten signifikant senken kann.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift European Neuropsychopharmacology wird das Potenzial von Semaglutid zur Reduzierung von Kokainabhängigkeit untersucht. Semaglutid, bekannt unter Handelsnamen wie Ozempic, wird bereits zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit eingesetzt. Die Forscher fanden heraus, dass das Medikament das Verlangen nach Kokain und die Menge, die von Ratten konsumiert wird, senken kann, während es gleichzeitig die Reaktion des Gehirns auf Kokain dämpft.
Kokainabhängigkeit ist eine chronische Erkrankung, die durch starkes Verlangen, Kontrollverlust über den Konsum und eine hohe Rückfallquote nach Abstinenzphasen gekennzeichnet ist. Trotz der erheblichen Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit gibt es derzeit keine zugelassenen Medikamente zur Behandlung dieser Störung. Psychosoziale Therapien zeigen oft nur begrenzten Erfolg, was die Suche nach pharmazeutischen Alternativen vorantreibt.
Ein vielversprechender Ansatz sind Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) Rezeptor-Agonisten, die ursprünglich zur Regulierung des Blutzuckerspiegels bei Typ-2-Diabetes entwickelt wurden. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass diese Verbindungen auch das Belohnungssystem des Gehirns beeinflussen können, das bei Suchtverhalten eine zentrale Rolle spielt. Semaglutid, ein länger wirkender und potenterer Vertreter dieser Klasse, hat bereits in früheren Studien gezeigt, dass es den Alkoholkonsum bei Menschen mit Alkoholabhängigkeit reduzieren kann.
Die aktuelle Studie untersuchte die Wirkung von Semaglutid auf das Kokainverhalten bei männlichen Ratten und Mäusen. In einem Selbstverabreichungsmodell lernten die Tiere, einen Hebel zu betätigen, um Kokain zu erhalten. Nach Etablierung dieses Verhaltens erhielten die Ratten verschiedene Dosen von Semaglutid, um zu prüfen, ob es den Kokainkonsum reduzieren würde. Zwei der drei getesteten Dosen führten zu einer signifikanten Reduzierung der Hebelbetätigungen für Kokain.
Die Forscher stellten fest, dass Semaglutid nicht nur den Kokainkonsum, sondern auch die Motivation zur Einnahme des Medikaments und das Rückfallverhalten signifikant reduzierte. Diese Effekte wurden durch eine Verringerung der Dopaminreaktion im Gehirn begleitet, einem Neurotransmitter, der stark durch Kokain aktiviert wird. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Semaglutid das Potenzial hat, als Behandlungsoption für Kokainabhängigkeit in Betracht gezogen zu werden.
Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, betonen die Forscher, dass die Studie Einschränkungen aufweist. Die Experimente wurden nur an männlichen Tieren durchgeführt, und es ist unklar, ob die gleichen Effekte bei weiblichen Tieren oder Menschen auftreten würden. Zudem sind die genauen Mechanismen, durch die Semaglutid das Kokainverhalten beeinflusst, noch nicht vollständig verstanden.
Die Übertragung dieser Ergebnisse auf den Menschen bleibt eine Herausforderung, da frühere Studien mit ähnlichen Medikamenten gemischte Ergebnisse in klinischen Umgebungen gezeigt haben. Dennoch könnte Semaglutid aufgrund seiner längeren Wirkungsdauer und stärkeren Rezeptorbindung einige der Einschränkungen früherer Verbindungen überwinden. Zukünftige Forschungen könnten sich darauf konzentrieren, wie Semaglutid mit den komplexen Belohnungs- und Motivationssystemen des Gehirns interagiert.

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