MAILAND / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass schlafähnliche langsame Wellenaktivität in chirurgisch isolierten Gehirnhälften von Epilepsiepatienten über Jahre hinweg bestehen kann. Diese Entdeckung wirft grundlegende Fragen darüber auf, ob solches neuronales Gewebe irgendeine Form von Bewusstsein aufrechterhalten kann. Die Ergebnisse unterstreichen sowohl die Widerstandsfähigkeit der kortikalen Dynamik als auch die philosophische Herausforderung, das Bewusstsein in getrennten Gehirnsystemen zu definieren.

Die Frage, ob ein isoliertes Gehirn Bewusstsein aufrechterhalten kann, hat Wissenschaftler und Philosophen gleichermaßen fasziniert. Eine kürzlich durchgeführte Studie von Marcello Massimini und seinem Team an der Università degli Studi di Milano hat neue Erkenntnisse über die Aktivität in chirurgisch getrennten Gehirnhälften von Epilepsiepatienten geliefert. Diese Forschung zeigt, dass schlafähnliche langsame Wellenaktivität in diesen isolierten Gehirnregionen über Jahre hinweg bestehen bleiben kann.
Diese langsamen Wellen, die durch EEG-Aufzeichnungen erfasst wurden, ähneln den Mustern, die in Zuständen wie tiefem Schlaf, Anästhesie oder vegetativen Zuständen beobachtet werden. Dies deutet darauf hin, dass das Bewusstsein in diesen isolierten Bereichen entweder stark reduziert oder gar nicht vorhanden ist. Die Entdeckung, dass diese Muster Jahre nach der Operation bestehen bleiben, wirft die Frage auf, ob sie eine funktionale Rolle spielen oder lediglich einen Rückfall in einen Standardmodus der kortikalen Aktivität darstellen.
Die chirurgische Trennung der Gehirnhälften, bekannt als Hemispherotomie, wird bei schweren Epilepsiefällen eingesetzt, um die Ausbreitung von Anfällen zu verhindern. Dabei bleibt die isolierte Hirnrinde intakt und wird weiterhin durchblutet, ist jedoch von sensorischen und motorischen Bahnen getrennt. Dies erschwert die Beurteilung, ob diese Regionen interne Zustände aufrechterhalten, die mit irgendeiner Form von Bewusstsein vereinbar sind.
Die Ergebnisse dieser Studie haben nicht nur klinische, sondern auch philosophische Implikationen. Sie werfen die Frage auf, ob isoliertes neuronales Gewebe in der Lage ist, subjektive Erfahrungen zu unterstützen. Diese Debatte wird durch die Tatsache erschwert, dass solche Strukturen nicht verhaltensmäßig zugänglich sind, was die Interpretation der EEG-Daten komplex macht. Die Forscher betonen, dass jede Schlussfolgerung über das Vorhandensein oder Fehlen von Bewusstsein in solchen Systemen mit Vorsicht getroffen werden sollte.
Die Studie von Massimini und seinen Kollegen ist ein bedeutender Schritt in der Erforschung des Bewusstseins in isolierten neuronalen Systemen. Sie zeigt, dass die Dynamik des Gehirns auch unter extremen Bedingungen eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit aufweist. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur unser Verständnis von Bewusstsein erweitern, sondern auch neue Wege für die Behandlung von neurologischen Erkrankungen eröffnen.

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