LONDON (IT BOLTWISE) – Neurowissenschaftler haben herausgefunden, dass die elektrische Stimulation der Amygdala während des Lernens das Langzeitgedächtnis für neutrale Bilder verbessern kann. Diese Wirkung tritt jedoch erst nach einer Verzögerung auf und ist nicht bei allen Personen gleich stark ausgeprägt.
Die Amygdala, ein kleines, mandelförmiges Gehirnareal, spielt eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen und der Priorisierung von Erinnerungen. Eine neue Studie zeigt, dass ihre Stimulation das Gedächtnis für neutrale Bilder verbessern kann, jedoch mit erheblichen individuellen Unterschieden. Diese Erkenntnisse könnten neue Wege für die Behandlung von Gedächtnisstörungen eröffnen, erfordern jedoch eine personalisierte Herangehensweise.
In der Studie wurden 31 Erwachsene untersucht, die sich einer Gehirnüberwachung wegen therapieresistenter Epilepsie unterzogen. Diese Patienten hatten bereits Elektroden in verschiedenen Gehirnregionen implantiert, was den Forschern die seltene Gelegenheit bot, die Amygdala direkt zu stimulieren, während die Teilnehmer Gedächtnisaufgaben durchführten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Stimulation bei einigen Teilnehmern das Gedächtnis verbesserte, bei anderen jedoch keine Wirkung hatte oder sogar verschlechterte.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Stimulation war die Gedächtnisleistung der Teilnehmer vor der Operation. Personen mit niedrigerer Ausgangsleistung zeigten tendenziell stärkere Effekte, sei es positiv oder negativ. Dies deutet darauf hin, dass die Stimulation mit der bestehenden Gedächtnisfunktion interagiert und schwache Systeme verstärken oder gut funktionierende Systeme stören kann.
Interessanterweise gab es auch Hinweise auf geschlechtsspezifische Unterschiede, wobei Männer eher eine starke Gedächtnisverbesserung zeigten und Frauen häufiger keine Wirkung oder sogar eine Verschlechterung erfuhren. Diese Unterschiede waren jedoch nicht in allen Analysen statistisch signifikant. Auch die Häufigkeit abnormaler Gehirnaktivitäten während der Aufgabe beeinflusste die Reaktion auf die Stimulation.
Die Forscher untersuchten auch die Position der Stimulationselektrode innerhalb der Amygdala und deren Entfernung zu benachbarten Gehirnstrukturen wie dem Hippocampus. Überraschenderweise gab es keine konsistente Beziehung zwischen der Nähe zu diesen Regionen und den Gedächtnisergebnissen, was darauf hindeutet, dass andere Faktoren eine größere Rolle spielen könnten.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, neuromodulatorische Strategien zu personalisieren. Während die Amygdala-Stimulation vielversprechend für die Verbesserung des Gedächtnisses erscheint, insbesondere bei Menschen mit Gedächtnisbeeinträchtigungen, ist klar, dass ein einheitlicher Ansatz nicht effektiv sein wird. Zukünftige Forschungen könnten untersuchen, ob eine Anpassung der Intensität oder des Zeitpunkts der Stimulation die Gedächtnisergebnisse weiter optimieren kann.
Die Studie hatte jedoch auch Einschränkungen. Alle Teilnehmer litten an Epilepsie und viele nahmen Medikamente ein, die das Gedächtnis beeinflussen können. Die Stichprobengröße war zwar größer als in früheren Arbeiten, aber immer noch relativ klein. Zudem kombinierten die Forscher Daten aus drei leicht unterschiedlichen Subexperimenten, was die Analyse komplexer machte.
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