SAN FRANCISCO / LONDON (IT BOLTWISE) – In der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten für Alzheimer haben Wissenschaftler einen unerwarteten Ansatz gewählt: die Umnutzung von Krebsmedikamenten. Angesichts der steigenden Zahl von Alzheimer-Fällen weltweit, ausgelöst durch eine alternde Bevölkerung, und dem Mangel an wirksamen Heilmitteln, könnte dieser Ansatz einen bedeutenden Fortschritt darstellen.
Die Alzheimer-Krankheit stellt die medizinische Forschung vor große Herausforderungen. Trotz intensiver Bemühungen gibt es bisher keine Heilung, und die wenigen verfügbaren Behandlungen zielen hauptsächlich darauf ab, die Symptome zu lindern. In den USA und weltweit steigen die Fallzahlen, was den Druck auf die Forschung erhöht, neue Ansätze zu finden. In diesem Kontext haben Forscher der University of California, San Francisco, eine umfassende Untersuchung durchgeführt, um bestehende Medikamente zu identifizieren, die möglicherweise zur Behandlung von Alzheimer umfunktioniert werden könnten. Diese Strategie könnte die Zeit bis zur Verfügbarkeit neuer Therapien erheblich verkürzen. Die Forscher analysierten eine Datenbank mit über 1.300 Medikamenten, darunter Antipsychotika, Antibiotika und Chemotherapeutika, und untersuchten deren Einfluss auf die Genexpression. Ihre Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Cell, identifizierte zwei Krebsmedikamente als vielversprechende Kandidaten zur Senkung des Alzheimer-Risikos. Diese Medikamente, ursprünglich zur Behandlung von Brust-, Darm- und Lungenkrebs eingesetzt, zeigten in Kombination eine Verlangsamung oder sogar Umkehrung der Alzheimer-Symptome bei Mäusen. Alzheimer ist mit erheblichen Veränderungen in der Genexpression im Gehirn verbunden, was zu einem Ungleichgewicht in der Proteinproduktion führt. Diese Imbalancen können die Gehirnfunktion stören und Symptome wie Gedächtnisverlust hervorrufen. Weniger als 90 der untersuchten Medikamente konnten die Genexpression in menschlichen Gehirnzellen umkehren, und nur fünf schienen das Alzheimer-Risiko bei Patienten zu senken. Letztendlich wählten die Forscher zwei dieser Medikamente für Tests an Mäusen aus. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Die Kombination der Medikamente kehrte die Gehirndegeneration um und verbesserte das Gedächtnis bei Mäusen, die typische Alzheimer-Merkmale entwickelt hatten. Da Ergebnisse bei Mäusen oft nicht direkt auf Menschen übertragbar sind, planen die Forscher klinische Studien mit Alzheimer-Patienten. Die Entwicklung neuer Medikamente kann extrem kostspielig und zeitaufwendig sein, während die Umnutzung bestehender Medikamente diesen Prozess erheblich beschleunigen könnte. Dennoch bleibt die Frage, warum genau diese Krebsmedikamente gegen Alzheimer wirken, weitgehend unbeantwortet. Eine Theorie besagt, dass das Brustkrebsmedikament die Produktion von Östrogen blockiert, einem Hormon, das die Genexpression steuert. Das Darm- und Lungenkrebsmedikament könnte Entzündungen im Gehirn reduzieren, indem es die Vermehrung von Gliazellen verhindert. Diese Zellen unterstützen das Nervensystem, können aber bei Alzheimer zu Entzündungen führen. Nebenwirkungen der Medikamente, wie Hitzewallungen oder schwere Durchfälle, müssen jedoch sorgfältig abgewogen werden, bevor sie bei Alzheimer-Patienten eingesetzt werden können. Die Forscher betonen, dass es sich nicht um einen einfachen Durchbruch handelt, sondern um einen vielversprechenden Ansatz, der weiter erforscht werden muss.
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