MÜNCHEN (IT BOLTWISE) – In einer überraschenden Wendung der kognitiven Neurowissenschaften zeigt eine neue Studie, dass das spontane Abschweifen der Gedanken während einfacher Aufgaben das Lernen fördern kann. Diese Erkenntnis könnte weitreichende Auswirkungen auf unser Verständnis von Lernprozessen haben.

Eine aktuelle Studie hat herausgefunden, dass spontanes Gedankenwandern das Lernen bei Aufgaben, die nur minimale Aufmerksamkeit erfordern, tatsächlich fördern kann. Forscher zeichneten die Gehirnaktivität von Teilnehmern auf, während diese eine einfache, auf Wahrscheinlichkeit basierende Lernaufgabe durchführten. Überraschenderweise schnitten die Teilnehmer, deren Gedanken abschweiften, genauso gut oder sogar besser ab als diejenigen, die sich voll konzentrierten. Dies deutet darauf hin, dass passive Geisteszustände, die einer schlafähnlichen neuronalen Aktivität ähneln, bestimmte Arten des unbewussten Lernens unterstützen können.
Die Studie, die von Péter Simor und Kollegen an der Eötvös Loránd Universität durchgeführt wurde, zeigt, dass das Gedankenwandern bei Aufgaben, die wenig Aufmerksamkeit erfordern, die Leistung nicht beeinträchtigt und in einigen Fällen das Lernen sogar verbessert. Besonders das spontane, im Gegensatz zum bewussten Gedankenwandern, erwies sich als vorteilhaft für das Lernen. Während des Gedankenwanderns und der Verbesserung der Aufgabenleistung traten oszillatorische neuronale Aktivitäten im Kortex auf, die der Gehirnaktivität während des Schlafs ähneln.
Diese Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die kognitiven Vorteile von gedankenfreien Zuständen. In der realen Welt verbringen wir viel Zeit mit passivem Lernen. Wie unser Gehirn Schlaf benötigt, könnten wir auch passive Lernmethoden oder ‘wachen Ruhezustand’ benötigen, um uns von Aufgaben zu erholen, die unsere volle Aufmerksamkeit erfordern. Diese Erkenntnisse könnten unser Verständnis von Lernprozessen revolutionieren und neue Wege für die Förderung von Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten eröffnen.
Die Verbindung zwischen schlafähnlichen kortikalen Oszillationen und verbesserter Aufgabenleistung während des Gedankenwanderns könnte auch praktische Anwendungen in der Bildung und im Arbeitsumfeld finden. Indem wir passive Lernphasen in unseren Alltag integrieren, könnten wir die Effizienz und Kreativität steigern. Diese Studie legt nahe, dass es nicht immer notwendig ist, sich voll auf eine Aufgabe zu konzentrieren, um effektiv zu lernen.
In einer Welt, die zunehmend von ständiger Aufmerksamkeit und Multitasking geprägt ist, könnte das Verständnis der Vorteile von Gedankenwandern und passivem Lernen neue Perspektiven eröffnen. Die Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, Lernumgebungen zu gestalten, die sowohl aktives als auch passives Lernen fördern und so das Potenzial des menschlichen Gehirns optimal nutzen.

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