BRATISLAVA / LONDON (IT BOLTWISE) – Eine neue Studie zeigt, dass Menschen, die am wenigsten in der Lage sind, pseudo-tiefgründigen Unsinn zu erkennen, oft glauben, sie seien darin besser als andere. Diese Überbewertung der eigenen Fähigkeiten ist mit kognitiven Blindspots und narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen verbunden.

Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in Thinking & Reasoning, beleuchtet die faszinierende Diskrepanz zwischen der tatsächlichen und der wahrgenommenen Fähigkeit, pseudo-tiefgründigen Unsinn zu erkennen. Menschen, die am wenigsten in der Lage sind, solchen Unsinn zu identifizieren, neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen und glauben, sie seien besser darin als ihre Mitmenschen. Diese Überbewertung der eigenen Fähigkeiten wird häufig mit kognitiven Blindspots und narzisstischen Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung gebracht.
Der Begriff „Bullshit“ wird in der psychologischen Forschung verwendet, um Kommunikation zu beschreiben, die beeindrucken oder überzeugen soll, ohne Rücksicht auf Wahrheit oder Klarheit. Diese Definition baut auf der philosophischen Arbeit von Harry Frankfurt auf, der Bullshit als Rede definierte, die gleichgültig gegenüber der Wahrheit ist. G.A. Cohen betonte die „Unklarifizierbarkeit“ solcher Aussagen – also Aussagen, die tiefgründig klingen, aber nicht leicht erklärt oder sinnvoll widerlegt werden können.
Die Motivation hinter der neuen Forschung war es, zu verstehen, warum einige Menschen anfälliger für Bullshit sind und weniger über ihre eigenen Grenzen bei dessen Erkennung Bescheid wissen. Die Forscher interessierten sich besonders für die metakognitive Bewusstheit – die Fähigkeit, die eigenen kognitiven Fähigkeiten genau einzuschätzen – und ob eine schlechte Bullshit-Erkennung auf mangelnde kognitive Fähigkeiten, den Wunsch, das Selbstwertgefühl zu schützen, oder bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zurückzuführen ist, die mit sozialer Manipulation verbunden sind.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen mit schwächeren Denkfähigkeiten oft einen metakognitiven Blindspot aufweisen und sich für fähiger halten, als sie tatsächlich sind – ein Phänomen, das als Dunning-Kruger-Effekt bekannt ist. Im Kontext der Bullshit-Erkennung bedeutet dies, dass diejenigen, die am wenigsten in der Lage sind, leere Aussagen von sinnvollen zu unterscheiden, auch am zuversichtlichsten in ihrer Fähigkeit sind, dies zu tun. Einige Menschen könnten jedoch bewusst Bullshit verwenden, um andere zu beeinflussen oder ihr Image zu schützen.
Die Forscher führten zwei vorregistrierte Studien mit erwachsenen Teilnehmern aus der slowakischen Bevölkerung durch. Insgesamt nahmen 596 Personen an der ersten Studie und 433 an der zweiten teil. Die Teilnehmer, die zwischen 18 und 70 Jahre alt waren, wurden mittels Quotenstichprobe rekrutiert, um eine demografische Vielfalt in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bildungsniveau zu gewährleisten. Sie absolvierten eine Reihe von Aufgaben und Fragebögen in slowakischer Sprache über die Online-Plattform Qualtrics.
Die Bullshit-Erkennung wurde anhand einer Reihe von Aussagen gemessen, die pseudo-tiefgründigen Unsinn mit echten motivierenden Sprüchen mischten. Die Teilnehmer sollten jede Aussage als „tiefgründig“ oder „nicht tiefgründig“ bewerten. Ihre Bullshit-Erkennungsgenauigkeit wurde dann basierend darauf berechnet, wie gut sie zwischen leeren Aussagen und solchen mit echtem, interpretierbarem Inhalt unterschieden.
Um die metakognitive Genauigkeit zu bewerten, schätzten die Teilnehmer ihre eigene Leistung bei der Erkennungsaufgabe ein und schätzten, wie andere abschneiden würden. Dies ermöglichte es den Forschern, die Überschätzung (wie viel besser die Menschen dachten, sie hätten abgeschnitten, als sie tatsächlich taten) und die Überplatzierung (wie viel besser sie dachten, sie hätten im Vergleich zu anderen abgeschnitten) zu berechnen.
Die Ergebnisse der Studien bestätigten das Vorhandensein eines Dunning-Kruger-Musters im Bereich der Bullshit-Erkennung. Teilnehmer mit geringerer Erkennungsfähigkeit überschätzten signifikant häufiger, wie gut sie abgeschnitten hatten, und glaubten, sie seien besser als andere darin, Bullshit zu identifizieren. Im Gegensatz dazu neigten Teilnehmer mit höheren Erkennungsfähigkeiten dazu, ihre Leistung zu unterschätzen, was auf eine Fehlkalibrierung in beide Richtungen hindeutet.
Interessanterweise zeigten Machiavellisten eine bessere Leistung bei Bullshit-Erkennungsaufgaben, obwohl sie auch eine höhere Neigung zum Bullshitting berichteten. Dies deutet darauf hin, dass einige Individuen sich ihrer eigenen manipulativen Tendenzen bewusst sind und Bullshitting selektiv als soziales Werkzeug nutzen, anstatt aus Unwissenheit.

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