LONDON (IT BOLTWISE) – Neurowissenschaftler haben einen bedeutenden Fortschritt im Verständnis der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns erzielt. Eine aktuelle Studie zeigt, wie das Gehirn Erinnerungen priorisiert und welche Regionen dabei eine zentrale Rolle spielen.
Die Fähigkeit des menschlichen Gehirns, mehrere Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, ist ein faszinierendes Phänomen, das Wissenschaftler seit langem beschäftigt. Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass das Gehirn nicht alle Informationen gleich behandelt, sondern dynamisch entscheidet, welche Erinnerungen wichtiger sind und mehr Aufmerksamkeit verdienen. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde.
Die Forscher, angeführt von Hsin-Hung Li von der Ohio State University, haben herausgefunden, dass das Gehirn, insbesondere der visuelle und der frontale Kortex, zusammenarbeiten, um mehr Ressourcen auf wichtigere Erinnerungen zu konzentrieren. Dies führt dazu, dass diese Erinnerungen schärfer und präziser gespeichert werden, während weniger wichtige Informationen mit geringerer Klarheit behalten werden.
Um diese Prozesse zu untersuchen, entwickelten die Wissenschaftler eine Methode, die es ihnen ermöglichte, die Darstellung mehrerer Erinnerungen im Gehirn gleichzeitig zu messen und anzupassen. Sie kombinierten funktionelle MRT-Scans mit einem ausgeklügelten Rechenmodell, das dekodieren konnte, was die Teilnehmer sich merkten und wie genau sie sich daran erinnerten.
In der Studie wurden 11 Teilnehmer in mehreren Scansitzungen untersucht. Während sie in einem MRT-Scanner lagen, sahen sie auf einem Bildschirm zwei farbige Linien, die kurzzeitig erschienen. Ein Hinweis zeigte an, welche Seite des Bildschirms später getestet werden könnte, wodurch eine der Linien als wichtiger markiert wurde. Die Teilnehmer mussten sich die Positionen der Linien merken und nach einer kurzen Wartezeit eine schnelle Augenbewegung zu einer der Linien ausführen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer die als wichtiger markierten Informationen besser behielten. Ihre Augenbewegungen waren präziser, und sie reagierten schneller, wenn sie sich an diese Informationen erinnerten. Dies bestätigt, dass Menschen ihre Gedächtnisleistung anpassen können, basierend auf der wahrgenommenen Wichtigkeit der Informationen.
Besonders bemerkenswert an dieser Studie ist die Fähigkeit, die Gehirnaktivität in Echtzeit zu dekodieren. Die Forscher nutzten ein Modell, das auf der Theorie der probabilistischen Populationskodierung basiert, um die Muster der Gehirnaktivität im visuellen Kortex in Vorhersagen darüber zu übersetzen, was die Teilnehmer sich merkten und wie sicher sie sich dabei fühlten.
Die Studie identifizierte auch den superioren präzentralen Sulcus im frontalen Kortex als Schlüsselregion für die Priorisierung. Diese Region zeigte erhöhte Aktivität, wenn mehr Ressourcen auf wichtigere Erinnerungen konzentriert wurden. Dies deutet darauf hin, dass der frontale Kortex als eine Art Manager fungiert, der dem visuellen System Anweisungen gibt, wie die begrenzten Gedächtnisressourcen verteilt werden sollen.
Obwohl die Studie einige Einschränkungen aufweist, wie die geringe Teilnehmerzahl und die kontrollierten Bedingungen, bietet sie wertvolle Einblicke in die Funktionsweise des Arbeitsgedächtnisses. Zukünftige Forschungen könnten diese Erkenntnisse weiter vertiefen und dazu beitragen, das Verständnis der Gedächtnispriorisierung im Alltag zu verbessern.
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