NEW YORK / LONDON (IT BOLTWISE) – Der amerikanische Schmuckhändler Claire’s hat erneut Insolvenz angemeldet, was die Branche aufhorchen lässt. Trotz einer Vielzahl von Filialen und prominenter Investoren steht das Unternehmen vor einem weiteren finanziellen Kollaps. Die Gründe für diesen erneuten Rückschlag sind vielschichtig und werfen ein Licht auf die Herausforderungen, denen der stationäre Einzelhandel in der heutigen digitalen Welt gegenübersteht.
Claire’s, einst ein beliebter Anlaufpunkt für amerikanische Teenager auf der Suche nach modischen Accessoires, steht erneut unter Gläubigerschutz. Diese Entwicklung kommt nur fünf Jahre nach der letzten Insolvenz und zeigt die anhaltenden Schwierigkeiten des Unternehmens, sich in einem sich schnell verändernden Marktumfeld zu behaupten. Der Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 wurde im US-Bundesstaat Delaware gestellt und umfasst Vermögenswerte und Verbindlichkeiten im Milliardenbereich. Diese Unsicherheit über den tatsächlichen Wert des Unternehmens und die Höhe der Schulden verdeutlicht die prekäre Lage, in der sich Claire’s befindet.
Ein wesentlicher Faktor für den erneuten Kollaps ist die nachlassende Nachfrage im stationären Einzelhandel, insbesondere im Mode- und Accessoire-Segment. Während Konkurrenten wie H&M und Zara massiv in Digitalisierung und Logistik investierten, hielt Claire’s an seinem traditionellen Konzept fest. Der Fokus auf billigen Schmuck in pinken Filialen mit einer Zielgruppe von Teenagern hat sich als nicht mehr zeitgemäß erwiesen. Der Trend geht hin zu Nachhaltigkeit, Individualität und Online-Ästhetik, was Claire’s versäumt hat, in seine Geschäftsstrategie zu integrieren.
Das Filialnetz von Claire’s umfasst immer noch über 2750 Standorte in 17 Ländern, darunter auch in Deutschland. Diese schiere Anzahl an Filialen wirkt in einer Zeit, in der viele Wettbewerber ihre Flächen verkleinern, überholt. Der geplante Börsengang, der im Juni 2023 kurzfristig zurückgezogen wurde, war wohl der letzte Versuch, Kapital zu beschaffen, bevor der Absturz kam. Schon damals gab es Spekulationen über stagnierende Umsätze und die Unfähigkeit, neue Zielgruppen zu erschließen.
Die Hedgefonds Elliott Management und Monarch Alternative Capital, die sich nach der ersten Insolvenz 2018 stark engagierten, stehen nun ebenfalls im Fokus der Kritik. Ihr Ansatz, Claire’s nach klassischem Private-Equity-Lehrbuch zu sanieren, scheint gescheitert zu sein. Anstatt einer umfassenden Restrukturierung gab es nur oberflächliche Änderungen, ohne die dringend benötigte digitale Innovation.
Obwohl der Gläubigerschutz zunächst nur für das US-Geschäft gilt, sind auch die europäischen Filialen von Claire’s gefährdet. Die Insolvenz könnte Teil einer größeren Konsolidierungswelle im europäischen Einzelhandel sein, da viele Unternehmen in veralteten Verträgen und Konzepten gefangen sind. Claire’s ist somit kein Einzelfall, sondern ein Warnsignal für die gesamte Branche.
Die Tatsache, dass Claire’s innerhalb kurzer Zeit zweimal in die Insolvenz gerutscht ist, deutet auf massives Missmanagement hin. Ohne eine grundlegende Änderung der Strategie, eine Anpassung der Ladenmieten und eine Modernisierung der Marke ist es fraglich, ob Claire’s eine dritte Chance erhalten wird. Die Zukunft des Unternehmens hängt davon ab, ob es gelingt, sich neu zu erfinden und den Anschluss an die sich wandelnden Marktanforderungen zu finden.

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